Rote Kreuze

Dass in der Wohnung gegenüber eine betagte, an Alzheimer erkrankte Frau lebt, erfährt Alexander gleich beim Einzug. Widerstrebend nimmt er die Einladung der alten Tatjana an, die ihm ihr Zuhause zeigen will und die Gelegenheit nutzt, von ihrem Leben Rote Kreuze zu erzählen. Diese packende und dramatische Lebensgeschichte fesselt Alexander dermaßen, dass er seinen Widerwillen vergisst und Tatjana gerne besucht. Im Jahr 1910 als Kind russischer Eltern geboren, wuchs sie in London auf, bis der Vater 1920 mit der ganzen Familie nach Russland zog, obwohl in Moskau eine große Hungersnot herrschte. Tatjana studierte und wurde vom Volkskommissariat für Auswärtige Angelegenheiten rekrutiert. Bei ihrer Arbeit dort gingen viele geheime Papiere durch ihre Hände. Während des Zweiten Weltkriegs geriet Tatjanas Mann in Gefangenschaft. Stalin regierte zu dieser Zeit mit harter Hand. Viele Frauen wurden verhaftet und in Arbeitslager verschleppt. Die Kinder wurden in Kinderheimen untergebracht. Tatjanas Schicksal schlug mit aller Härte zu. Auch Alexander ist Schlimmes widerfahren und seine Nachbarin lässt nicht locker, bis er ihr alles erzählt hat. - Der weißrussische Schriftsteller Sasha Filipenko gibt mit diesem bewegenden Roman einen Einblick in die durch Angst und Schrecken geprägte Kriegs- und Nachkriegszeit in Russland, verpackt in die Lebensgeschichte von Tatjana. Der Austausch mit dem um Generationen jüngeren Alexander ist für beide ein Segen. Ein wunderbarer Roman und absolut lesenswert.

Gabriele Berberich

Gabriele Berberich

rezensiert für den Borromäusverein.

Rote Kreuze

Rote Kreuze

Sasha Filipenko ; aus dem Russischen von Ruth Altenhofer
Diogenes (2020)

286 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 943952
ISBN 978-3-257-07124-5
9783257071245
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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