Kremulator

Pjotr Nesterenko wird im Juni 1941 wegen Spionageverdachts verhaftet. In sechs Verhören wird sein Werdegang vom Dienst für den Zaren bis zum Direktor des Moskauer Krematoriums unter Stalin offengelegt. Dazwischen diente er in der Roten Armee, desertierte Kremulator dort und schloss sich einer privaten Armee an. Es folgten mehrere Auslandsaufenthalte, was den Verdacht auf Spionage erhärtete. – Der belarussische Schriftsteller Sasha Filipenko (Jg. 1984) hat 2020 Russland verlassen. In seinem Roman verarbeitet er Verhörprotokolle des russischen Geheimdienstes, die ihm von der Organisation „Memorial“ überlassen wurden. – Zwischen die Dialoge des Verhörs montiert der Autor Gedanken und Tagebuchaufzeichnungen von Nesterenko. Immer wieder richtet dieser die innere Rede an seine „Liebste“ und schweift in Rückblicke ab. In Frankreich hatte er längere Zeit als Taxifahrer gearbeitet. Dort hat er auch seine Jugendliebe, die Schauspielerin Vera, wiedergetroffen. Sie verbrachten eine romantische Zeit in Paris, ganz im Hier und Jetzt. Doch dann verließ ihn Vera wieder und ging nach Moskau zurück. – Mit seinem Roman taucht Filipenko ein in die Zeit des stalinistischen Terrors. Er überlässt es seiner Leserschaft, Parallelen zur Gegenwart zu ziehen.

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Kremulator

Kremulator

Sasha Filipenko ; aus dem Russischen von Ruth Altenhofer
Diogenes (2023)

255 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 615004
ISBN 978-3-257-07239-6
9783257072396
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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