Die Jagd
Lew Smyslow stammt aus einer wohlhabenden St. Petersburger Familie. Als seine Eltern ihr Vermögen verlieren, lernt er kennen, was Armut bedeutet: Ausgrenzung und Verachtung. Deshalb lässt er sich vom Oligarchen Wolodja Slawin anheuern, der den Journalisten Anton Quint zum Schweigen bringen will. Quint soll dazu gebracht werden, Russland zu verlassen, da er Fakten zu den unsauberen Geschäften Slawins veröffentlicht. Zusammen mit seinem Freund Kalo beginnt Lew eine Jagd auf Quint und dessen Familie. Für den Journalisten und seine Frau Arina bedeutet das: täglicher Psychoterror. Am Ende tötet Quint in einem panischen Anfall seine kleine Tochter. - Filipenko bleibt im Verlauf der Geschichte dicht bei seinen Figuren. Er lässt sie die Ereignisse aus ihrer eigenen Perspektive schildern. Dramaturgisch orientiert sich Filipenko am Aufbau einer Sonate, was sich in einer gewissen Strenge und Dichte der Atmosphäre widerspiegelt. Das Russland, das Filipenko hier schildert, ist ein Land voller Korruption, Gleichgültigkeit und Gewalt, in der einzelne Stimmen der Vernunft brutal zum Schweigen gebracht werden. Ein aktuelles Buch über den moralischen Verfall einer Gesellschaft, in der nur Geld und Macht zählen.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Jagd
Sasha Filipenko ; aus dem Russischen von Ruth Altenhofer
Diogenes (2022)
277 Seiten
fest geb.