Der ehemalige Sohn
Der junge Weißrusse Franzisk möchte Cellist werden. Doch durch eine Katastrophe fällt er ins Koma. Alle haben ihn aufgegeben, bis auf seine Großmutter. Doch nach zehn Jahren wacht er auf. Und muss sich in einer Welt zurechtfinden, die zunehmend
durch das diktatorische System in Belarus beeinträchtigt wird. Mit viel schriftstellerischem Talent, voll beißender Ironie und realsatirischem Impetus, messerscharf und realistisch beschreibt Autor Filipenko am Beispiel des Schicksals des Protagonisten Franzisk die Geschichte Weißrusslands, das nach der Lösung aus dem Sowjetischen Verbund die Chance auf eine eigene demokratische Identität hatte, durch die Diktatur jedoch in unfassbarer Weise geknebelt wurde und wird. Doch er zeigt auch auf, dass das Volk sich nicht bis zum letzten knebeln lässt. Eine meisterhafte politische Satire, brillant erdacht und geschrieben, die zu Recht einen renommierten Literaturpreis bekam, aber verständlicherweise vom rigiden diktatorischen belarussischen System auch totgeschwiegen werden soll. Sehr lesenswert!
Günter Bielemeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der ehemalige Sohn
Sasha Filipenko ; aus dem Russischen von Ruth Altenhofer
Diogenes (2021)
319 Seiten
fest geb.