Die Leute von Privilege Hill
Die vielfach ausgezeichnete, 1928 geborene Autorin wurde in Deutschland erst spät durch ihre Trilogie um Old Filth ("Ein untadeliger Mann","Eine treue Frau", "Letzte Freunde") bekannt. In diesem Sammelband, der 16 relativ kurze Erzählungen beinhaltet,
erweist sich die Autorin neuerlich als eine hervorragende Erzählerin des Zwischenmenschlichen. Fast durchweg stehen Frauen im Mittelpunkt. Gardam fesselt durch ihr subtiles, niemals plumpes Erzählen, in dem die Eigenheiten und Schwächen ihrer Protagonistinnen, oft handelt es sich um Angehörige der bürgerlichen Mittelschicht oder des Adels (vergleiche Titel), mit feiner Ironie oder auch mit gellendem Sarkasmus aufgespießt werden. Die klug komponierten und trotz der Trivialität des Geschehens erstaunlich kurzweiligen Erzählungen kulminieren fast stets in einer überraschenden Schlusspointe. Jane Gardam beweist auch hier wie in ihren Romanen eine profunde Menschenkenntnis, aber stets auch mitfühlendes Verständnis für die Schwächen ihrer Figuren, was vielleicht der Altersweisheit der fast 90-jährigen Autorin geschuldet ist. Unbedingt lesenswert. (Übers.: Isabel Bogdan)
Helmer Passon
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Leute von Privilege Hill
Jane Gardam
Hanser Berlin (2017)
347 S.
fest geb.