All das zu verlieren

Die junge Französin Adèle hat ein scheinbar perfektes Leben: verheiratet mit einem erfolgreichen Arzt, der sie wirklich liebt, Mutter eines gesunden Jungen, Journalistin. Doch neben der scheinbar glücklichen bürgerlichen Existenz inklusive Wochenend-Reisen All das zu verlieren ans Meer und Essenseinladungen schlummert in Adèle etwas anderes: Sie ist gelangweilt von ihrem bürgerlichen Leben. Besessen von der Jagd nach billigen, schnellen Abenteuern stürzt sie sich in zahlreiche sexuelle Affären mit jeglicher Sorte von Männern - völlig Fremden, Ehemännern von Freundinnen, Kollegen ihres Mannes. Je brutaler der Sex, desto erfüllender ist er für sie. Sie kann von ihrer Sucht nicht lassen - auch wenn sie weiß, dass die Gefahr groß ist, dass alles auffliegt und sie dadurch alles verliert ... - Leila Silmani wurde berühmt durch ihr Buch "Dann schlaf auch Du", jetzt ist auch ihr Erstlingswerk auf Deutsch erschienen. Die Geschichte reißt einen von Anfang an mit, man möchte der selbstzerstörerischen Adèle am liebsten zurufen: Hör endlich auf! Kompliment an die Autorin für ihren Mut, über die sexuelle Besessenheit einer Frau (!) zu schreiben - das findet man selten. Faszinierend - auch wenn ich mir gewünscht hätte, mehr zu erfahren. Warum Adèle so ist, wie sie ist, wird höchstens ganz am Rande skizziert. Die wahren Motive erfährt der Leser nicht und muss sich selbst einen Reim darauf machen. Für Leserinnen und Leser, die in tiefe Abgründe der menschlichen Seele blicken wollen. (Übers.: Amelie Thoma)

Tanja Bergold

Tanja Bergold

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

All das zu verlieren

All das zu verlieren

Leila Slimani
Luchterhand (2019)

218 S.
fest geb.

MedienNr.: 912850
ISBN 978-3-630-87553-8
9783630875538
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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