Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne
Was wäre wenn? Wir treffen jeden Tag unzählige Entscheidungen, wichtige und unwichtige, mal banal, mal lebensverändernd. Nur wissen wir das vorher schon? Saša Stanišic widmet sich diesem Thema in seinem neuen Buch (ist es ein Roman oder sind es
unabhängige Erzählungen?). Wir folgen dem Leben und dem Schicksal höchst unterschiedlicher Personen und Persönlichkeiten: Da ist Georg Horvath, Verwaltungsmensch und Familienvater: sein Leben verläuft alles andere als aufregend, innerlich hat er seit Langem gekündigt und ein Ziel ist es, das fehlende Klebebild für sein Fußball-Sammelalbum zu bekommen. Dann kommt er eines Tages auf die Idee, seinen achtjährigen Sohn beim Memory zu betrügen, um auch mal zu gewinnen. Die Witwe Gisel zieht sich nach dem Tod ihres Mannes immer mehr zurück, der Dreh-und-Angelpunkt ihres Lebens ist sein Grab auf dem Friedhof. Dann plant sie eines Tages eine große Reise … Stanišic wurde u.a. mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet und gibt seinen Figuren die Möglichkeit der „Anprobe“ eines neuen Lebens. Das passt manchmal, ein anderes Mal auch nicht. Der Autor liest selbst und ungekürzt, man muss sich erst etwas einhören, wird dann mit interessanten Geschichten und viel Humor bzw. Sprachwitz belohnt. Sehr zu empfehlen.
Felix Stenert
rezensiert für den Borromäusverein.

Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne
Sasa Stanisic liest
der Hörverlag (2024)
1 mp3-CD (circa 421 min)
mp3-CD