Hasenleben

Emma und ihr jüngerer Bruder Werner wachsen bei ihrer Mutter Lili auf, die in der Schweiz ein unstetes Leben als Kellnerin führt. Die Kinder sind sich weitgehend selbst überlassen. Deshalb versucht Emma quasi die Mutterrolle zu übernehmen, was Hasenleben sie überfordert, sodass sie sich in Selbstverletzungen flüchtet. Kontakte zu Klassenkameraden zerbrechen wegen der häufigen Ortswechsel. Werner stromert durch die Hotels, während Emma sich immer mehr in sich selbst zurückzieht. In St. Moritz lernen sie den Nachbarn Richard kennen, der offenbar die Mutter liebt, aber dennoch unerwartet verschwindet. Kurz danach kommt Werner ums Leben. Ein Zeitsprung um mehrere Jahre: In spanischen Touristenorten taucht mit anderen Jugendlichen ein Mädchen Katinka auf, das sich als Emma entpuppt. Über Umwege gerät sie auf die Insel Serifos, wo sie Richard als Aussteiger wiederfindet. Währenddessen erkrankt und verstirbt Lili; in einem Müllbeutel trägt Emma die Habe ihrer Mutter weg. - Weggehen, fliehen - in allen Varianten. Weder Mutter noch Tochter stellen sich den Herausforderungen ihres Daseins. Fühlen sie sich in irgendeiner Weise bedroht oder auch nur zu viel Nähe, treten sie sofort den Rückzug an. Der Autor schildert minutiös die Innenwelt der Protagonistinnen durch Beschreibungen oft ganz banaler Handlungsdetails und stellt so ihre Wahrnehmungen, ihre Lebensträume, ihre Gefühle und Reaktionen gegenüber den wenigen Fixpunkten ihres Lebens dar. (Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2011 - Longlist)

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Hasenleben

Hasenleben

Jens Steiner
Dörlemann (2011)

286 S.
fest geb.

MedienNr.: 568484
ISBN 978-3-908777-64-9
9783908777649
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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