Carambole
Aus zwölf unterschiedlichen Perspektiven wird in einem Dorf vor Beginn der Sommerferien dargestellt. Da sind - u.a. - die drei 17-jährigen Schüler, die nicht wissen, was sie während der Ferien tun sollen, drei kauzige, aber gebildete ältere Männer, die sich zum Carambole-Spiel treffen, ein Ehepaar mit widerspenstiger Tochter, die nicht mit ihnen spricht, ein zwergenhafter Knecht, der eine Aufgabe sucht, ein Gelähmter, der das Geschehen aus dem Fenster beobachtet und versucht, mit seinen Schuldgefühlen klarzukommen. Durch den Wechsel der Erzählperspektive erscheinen die Figuren in immer anderem Licht, ihre Interessen zeigen sich, ihre Vergangenheiten, ihre Wünsche und Sehnsüchte, sodass sich ein gutes Gesamtbild ergibt. Doch die Eintönigkeit und Ruhe täuschen: Die Geschäfte schließen eines nach dem anderen, der Kindergarten hat keine Kinder mehr, ein junges Mädchen wird vergewaltigt, die Fabrik explodiert und die frustrierte Ehefrau und Mutter der kommunikationsunwilligen Tochter verlässt das Dorf - Hoffnung auf ein besseres Leben? - Eine brillant und kunstvoll konstruierte Geschichte, in der die Kapitel ineinander verwoben sind. Lesern, die Freude an gewählter Sprache haben, sehr empfohlen. (Nominiert für den Deutschen Buchpreis)
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Carambole
Jens Steiner
Dörlemann (2013)
220 S.
fest geb.