Drei Erfahrungsberichte aus den Büchereien
Inspirierende Buchempfehlungen, Veranstaltungsideen und Serviceleistungen zum Thema Ernährung
In einer neuen, dreiteiligen Interviewreihe beschäftigen wir uns mit der Frage, wie mit Hilfe von Büchern und Büchereien mehr Lebensqualität erreicht werden kann. Dabei spielen bei einer erfüllenden Lebensführung die Bereiche Ernährung, Freunde und Familie und Freizeit eine entscheidende Rolle.
Um zu erfahren, was die Büchereien sich dazu einfallen lassen, und wie sie so ihre Leserschaft unterstützen können, hat Antje Ehmann sich umgehört und die folgenden, aufschlussreichen Antworten von Dagmar Gilles, Michaela Hamed, Gabriele Küppers und Sabine Berneiser bekommen. Lassen Sie sich inspirieren!
Welche Kochbücher oder anderen Sachbücher rund um das Thema Ernährung sind bei Ihnen besonders gefragt? Haben Sie als Mitarbeiterin einen Favoritentitel?
Dagmar Gilles: Gerne ausgeliehen werden Koch- bzw. Backbücher zum Thema gesunde Küche (Low Carb, vegetarische Ernährung), schnelle Küche (z.B. für Berufstätige) und natürlich auch saisonale Bücher (z.B. Plätzchen für die Adventszeit - „Weihnachtliches Backen mit den Landfrauen“ von Lisa Ayecke). Da wir mehrmals über das Jahr verteilt Koch- bzw. Backbücher zu bestimmten Themen gesondert präsentieren, werden zu diesen Zeiten genau diese Medien verstärkt nachgefragt. Sehr beliebte Titel sind: „Der Ernährungskompass - Das Rezeptbuch“ von Bas Kast, „Viel für wenig“ von Björn Freitag, und „Hensslers Schnelle Nummer“ von Steffen Henssler. Außerdem haben wir unterschiedliche Sachbücher zum Thema Ernährung im Bestand, z.B. die Ernährungs-Docs oder Bücher über zuckerfreie Ernährung, - „Die Ernährungs-Docs Zuckerfrei gesünder leben“ oder „Die Ernährungs-Docs Gesund und schlank durch Intervallfasten“ die ebenfalls je nach Präsentation immer wieder gerne ausgeliehen werden.
Sabine Berneiser: Koch- und Backbücher, sowie Zeitschriften rund ums Essen sind in unserer Bücherei schon immer sehr gefragt. Viele unserer Leser kochen und backen gerne. Gesunde Ernährung spielt dabei eine immer größere Rolle. Sehr beliebt sind die Bücher „Die Ernährungs-Docs“, bekannt durch die gleichnamige Sendung des NDR. Auch Bücher über zuckerfreie Ernährung sind gut gefragt. Im Frühjahr stellen wir regelmäßig Medien rund ums Thema gesunde Ernährung, Diät und Sport in einem gesonderten Regal zusammen – denn viele Leser möchten ein paar Pfund abnehmen und fit in den Sommer starten!
Michaela Hamed und Gabriele Küppers: Da wir eine kleine Bücherei mit rund 2500 Medien sind, haben wir nicht so viele Sachbücher für Erwachsene. Die meisten sind tatsächlich Koch- und Backbücher und Bücher zum Thema Garten. Diese sind eigentlich immer gefragt. Allgemeine Sachbücher zum Thema Ernährung wie beispielsweise von Hans-Ulrich Grimm sind zu speziell, weshalb wir uns leider davon trennen mussten. Es sind eher Titel von Autoren, die man aus dem Fernsehen kennt, die auf ein bestimmtes Problem eingehen, und daher gerne genommen werden. Wir haben zum Beispiel "Starke Gelenke" und "Gesund abnehmen mit der Darm-fit Formel" von Matthias Riedl und „Schlank für Berufstätige" von Anne Fleck. Demnächst wollen wir diese Reihe erweitern. Der absolute Renner sind allerdings die Chefkoch Bücher wie z.B. „Ofenglück“, „Familienküche“, „Low Carb“ oder „Partyküche". Es ist sehr schade, dass diese Bücher und auch die entsprechenden Zeitschriften vom Verlag nicht mehr aufgelegt werden. "Heimathäppchen" von Anja Tanas und "Für immer zuckerfrei" von Anastasia Zampounidis werden auch gut nachgefragt.
Mein Favoritentitel ist „Smörgas - gemeinsam gemütlich essen" von Tanja Dusy. Zuerst dachte ich „oh je, schwedische Küche", die leider so gar nicht mein Fall ist . Aber beim Blick ins Buch erfährt man dann, dass es sich um sogenannte Smörgas Boards handelt; bunt gemischte Buffets mit Brot, Dips, frischem Obst und Gemüse, Antipasti und was das Herz sonst noch so begehrt. Dazu gibt es appetitanregende Fotos und einfache Rezepte. Grundsätzlich kontrollieren wir immer am Ende des Jahres, welche Bücher nicht so gut gelaufen sind. Steht ein Buch seit drei Jahren im Regal, fliegt es schweren Herzens aus dem Bestand und macht Platz für Neues. Das ist immer die schlimmste Aufgabe überhaupt.
Wie wird dieser Bestand bei Ihnen gepflegt bzw. auf den neuesten Stand gebracht? Gibt es vielleicht auch Fachzeitschriften oder andere Medien?
Sabine Berneiser: Mehrmals im Jahr sehe ich den Bestand durch und sortiere Medien aus: zerlesene oder schmutzige Exemplare, Medien, die nicht mehr entliehen werden und Medien, deren Inhalt überholt ist. Gerade bei den Kochbüchern hat sich das Genre vom reinen Anleitungsbuch hin zu oft opulent ausgestatteten Bänden entwickelt. Ansprechende Fotos, schönes Papier und ein toller Einband machen Lust aufs Kochen und Essen. Man kann in ihnen blättern und wie in einem Roman lesen. Oft sind sie gespickt mit kleinen Anekdoten oder interessantem Hintergrundwissen über Land und Leute. Wir als Bibliothek kaufen daher auch gerne Koch- und Backbücher, die etwas teurer sind, und die sich die Leser deshalb nicht unbedingt selbst kaufen würden. Wie viel aus den Büchern dann auch wirklich nachgekocht wird, wissen wir natürlich nicht. Aber wir bekommen schon mit, dass die Leser Koch-, Backbücher und Kochzeitschriften auch ausleihen, um einfach darin zu blättern. Da sind Kochbücher mit Länderthemen sehr beliebt, genauso wie die regionale Küche. Ein Trend sind Bücher von YouTube Stars bzw. Foodbloggern auf Instagram. Die Backbücher von Andrea Natschke-Hofmann finde ich großartig. Sie ist bekannt durch ihren Blog www.zimtkeksundapfeltarte.com.
Seit vielen Jahren haben wir die Zeitschrift „Essen & Trinken“ im Bestand, einer der meist entliehenen Zeitschriften. „köstlich vegetarisch“ löste „slowly veggie“ ab, da die Zutatenlisten zu ausgefallen waren, die Rezepte sollen sich ja einfach nachkochen lassen. „Mein Buffet“ ist keine reine Kochzeitschrift, wird aber wegen der Rezepte gerne entliehen. Stark im Trend sind Rezepte, die sich mit dem Thermomix zubereiten lassen, deshalb haben wir hierzu einige Bücher gekauft und die Zeitschrift „mein ZauberTopf“ abonniert. Ausgesprochen beliebt war die Zeitschrift „Hirschhausens Stern GESUND LEBEN“, die leider vom Verlag eingestellt wurde. Jetzt füllt „FOCUS Gesundheit“ diese Lücke. Gesunde Ernährung, Unverträglichkeiten, Diäten usw. werden hier auch ausführlich behandelt.
Dagmar Gilles: Innerhalb unseres Büchereiteams sind immer mehrere Mitarbeitende für einen Bereich zuständig (z.B. Jugend, Krimi/Thriller, Sachbücher Erwachsene). Diese Teams innerhalb des Teams durchforsten regelmäßig, spätestens aber einmal im Jahr im Herbst den jeweiligen Bestand, und kümmern sich im Zuge dessen um Vorschläge für Neuanschaffungen. Passend zu den Koch- bzw. Backbüchern haben wir auch verschiedene Zeitschriften im Bestand, z.B. „kochen & genießen“, „Slowly Veggie“ und „Vital“.
Michaela Hamed und Gabriele Küppers: Neue Bücher schaffen wir zum Beispiel auf Leserwunsch an, wenn wir denken, dass es auch für andere Leserinnen interessant sein könnte. Seit letztem Jahr haben wir einiges aus dem Bereich Klimaschutz in den Bestand aufgenommen wie "Klimafreundlich essen mit der CO2- Challenge" von Christian Eigner," Vegetarisch für Faule" von Martin Kintrup oder "Super einfach kochen mit 3-6 Zutaten - Vegan“ von Jessica Oldfield. Diese Thematik hat eine rasante Entwicklung genommen, und es ist uns wichtig, dass wir auch bei unserem kleinen Bestand mit der Zeit gehen und aktuelle Entwicklungen aufgreifen. Selbst wenn es nur einige wenige Bücher sind, die wir dann zur Verfügung stellen können. Manchmal haben wir auch Glück, und bekommen gut erhaltene aktuelle Bücher geschenkt. Wenn sie in den Bestand passen, nehmen wir sie gerne auf. Ideen sammeln wir aus Buchhandels-Newslettern, Instagram, Pressemitteilungen, Artikeln aus der Tageszeitung, Medienlisten der ekz oder dem Borromäusverein. Wenn man Bücher liebt, fallen sie einem überall auf. Da Fachzeitschriften den Bestand nicht belasten, haben wir auch hier einiges zu bieten: „MIXX“, „Chefkoch", „ÖKO-TEST“, „Land-APOTHEKE“ oder auch „LandIDEE“ und „Landlust". In den letztgenannten finden sich ja auch immer wieder Reportagen zu Nahrungsmitteln mit entsprechenden Rezepten. Letztes Jahr haben wir probehalber eine „slowly veggie“ in den Bestand aufgenommen, die auf so viel Zustimmung gestoßen ist, dass wir demnächst das Abo bestellen wollen, wenn eine andere Zeitschrift ausläuft. Aus Platz- und Kostengründen können wir nur eine bestimmte Menge an Abonnements anbieten. Da wir über das Bistum Aachen an die Onleihe angeschlossen sind, verweisen wir aber auch gerne unsere Leser auf die dort gelisteten Titel.
Bieten Sie Veranstaltungen, Thementische oder anderes Engagement und Serviceleistungen an (Krimidinner, Kulinarische Leseabende, Fair Trade ...)?
Dagmar Gilles: Zur Nacht der Bibliotheken haben wir im vergangenen Jahr eine kulinarische Reise durch mehrere europäische Hauptstädte angeboten. Nach der Vorstellung mehrerer Hauptstädte gab es anschließend die dazu passenden landestypischen Snacks als Fingerfood und die jeweils passenden Medien zum entsprechenden Land.
Michaela Hamed und Gabriele Küppers: Im letzten Jahr haben wir eine Lesung mit den Geschichten zu den Themen Bewegung, Ernährung, Glück angeboten. Im Anschluss daran gab es die Möglichkeit zum Kontakt mit den Autorinnen. Dabei konnten Getränke und Snacks genossen werden. Wir bieten außerdem saisonale und spezifische Thementische an, z.B. zu Karneval, Ostern, St. Martin mit typischen Rezepten oder wie jetzt aktuell zum Thema Ernährung und Klimaschutz. Angedacht hatten wir auch eine Samenbibliothek. Mal sehen, ob wir da in diesem Jahr einiges sammeln und dann nächstes Jahr anbieten können.
Sabine Berneiser: Seit 2009 ist veranstalten wir im November einen kulinarischen und literarischen Abend unter jeweils einem Ländermotto (z.B. Italien, USA, Portugal, Deutschland…). Wir kochen ein mehrgängiges Menü. Zu jedem Gang gibt es einen passenden Wein und zwischen den einzelnen Gängen wird etwas vorgelesen, das thematisch zu dem entsprechenden Land passt. Im Vorfeld stellen wir passgenau Medien dazu aus. Zusammen mit unserer Gemeinde und dem Weltladen Limburg hatten wir 2022 eine große Ausstellung von Fairtrade-Waren in unserer Bücherei. Der Fokus lag dabei auf fair gehandelter Schokolade.
Sprechen Sie auch die Kitas oder Grundschulen mit Ideen rund um Essen/Kochen/Backen und haben Sie thematisch Medien für Kinder im Angebot?
Dagmar Gilles: Bisher hatten wir noch keine Aktionen zum Thema in den Kitas bzw. der Grundschule. Aber wir haben auch Koch- bzw. Backbücher für Kinder im Bestand, „Das große Familienkochbuch“ von Martina Kittler oder „Das große GU Kochbuch Kochen für Kinder“ von Dagmar von Cramm, zum Teil im Kindersachbuchbereich und zum Teil im Erwachsenensachbuchbereich. Auch im Bilderbuchbereich gibt es immer wieder Titel, die das Thema Ernährung für Kinder thematisieren.
Sabine Berneiser: Für Kinder haben wir rund ums Thema Essen und Ernährung zahlreiche Bücher und auch eine eigene Sachgruppe. „Kochen, Backen, Ernährung“ CDs und DVDs der Reihen WAS IST WAS und von Willi wills wissen. Die DVDs sind zwar schon etwas älter, aber nach wie vor sehr beliebt. Titel zur gesunden Ernährung von Babys und Kindern haben wir in unserer „Elternbibliothek“ zum Ausleihen parat.
Michaela Hamed und Gabriele Küppers: Mit beiden Gruppen haben wir zu diesen Themen noch nichts veranstaltet. Wir bieten allerdings einiges für diese Zielgruppen an. Im Bestand haben wir z.B. Zeitungen, die das Thema Ernährung ansprechen. In der „Olli und Molli“ findet sich immer etwas zum Thema Ernährung, ein Kochrezept oder Backideen. Außerdem beziehen wir vom Bundesministerium für Bildung und Forschung „forscher - Das Magazin für Neugierige “. Eine Zeitschrift für Kinder, die wir kostenlos abgeben können. Dort gibt es ein Heft zum Thema „Was essen wir in Zukunft?“. Diese Magazine werden von den Eltern und Kindern gerne mitgenommen. Wir haben Hörbücher, z.B. WAS IST WAS Hörspiel „Essen der Zukunft/Was die Welt isst“ in der Ausleihe und auch Bücher. Besonders viel ausgeliehen wird ein großformatiges Buch „So isst die Welt - Entdecke fremde Länder und was dort auf den Tisch kommt“ von Gulia Malerba und Febe Sillani. Ebenso das Buch „Backen für Kids“ wird sehr gerne rund um das Jahr ausgeliehen. Von der Serie „Meyers kleine Kinderbibliothek“ haben wir „Das Ei „und „Der Apfel“ im Bestand. Darin wird unter anderem die Entstehung der Lebensmittel erklärt und wie man sie verwenden kann.
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