Gewisse Momente

Dreiunddreißig Erinnerungsmomente hat der kürzlich verstorbene große sizilianische Autor Andrea Camilleri zusammengetragen, die in anekdotischer Form für Camilleri bestimmende und prägende Begegnungen schildern. Die Facetten aus dem Alltag kommen Gewisse Momente ohne große Attitüde aus, lassen den Leser einen tiefen Blick in das faschistische Italien und die Literaturszene der Nachkriegszeit werfen, gehen aber viel bedeutsamer noch mit der Weisheit und Lebensklugheit der kleinen Leute um, die Camilleris Weg gekreuzt haben. Neben Pasolini, Carlo Emilio Gadda, Benedetto Croce und vielen anderen berühmten Autoren begegnen wir mit Camillleri so etwa einem kommunistischen Ingenieur am sizilianischen Strand, dem Geschichtenerzähler Minicu und Camilleris non-konformistischem Italienischlehrer. - Sprachlich konzis und im Duktus der Erinnerungsrede gehalten sind die meist nicht über drei Seiten hinausgehenden Geschichten zwar von sehr unterschiedlichem Gehalt und manche davon eher für die Kenner italienischer Literatur von Gewinn, sämtlich aber halten sie in nüchtern, doch poetischer Form eine Stimmung wach, die jeden Leser in den Bann schlägt. Einige Geschichten eignen sich zudem gut zum Vorlesen. Büchereien mit literarischem Geschmack sei das Buch wärmstens empfohlen, anderen Beständen sei es ein Versuch wert, durch die kurze Form Interesse am Autor zu wecken, der mehr als Comissario Montalbano Krimis vorgelegt hat. (Übers.: Annette Kopetzki)

Helmut Krebs

Helmut Krebs

rezensiert für den Borromäusverein.

Gewisse Momente

Gewisse Momente

Andrea Camilleri
Kindler (2019)

170 S.
fest geb.

MedienNr.: 596211
ISBN 978-3-463-40680-0
9783463406800
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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