Lang lebe König Frosch!
Drei Jahre haben Fuchs und Wildschwein auf den Nachwuchs ihrer besten Freundin, der Eintagsfliege, gewartet und sich darauf gefreut, wieder einen ganzen Tag lang Eltern sein zu dürfen. Den unverschämten Frosch, der stattdessen um ihre Aufmerksamkeit buhlt, weisen sie zunächst einhellig zurück. Doch das umtriebige Tier erkennt schnell, wie es die beiden so manipulieren kann, dass sie alle ihre Freiheiten aufgeben und ihm als ihrem König dienen. Es dauert lange und kostet die beiden fast ihre Freundschaft, bis das Lügengebäude des Schmarotzers zusammenbricht. - Wer den Vorgängerband "Nur ein Tag" (BP/mp 16/1017) mit seiner hintergründigen Botschaft vom Wert eines Lebens kennt, wird von Baltscheits neuem Buch enttäuscht sein. Dem Autor gelingt zwar eine hintersinnige und politisch hochaktuelle Parabel rund um Leichtgläubigkeit, Manipulation, Lügen und Populismus, aber diesmal geht seine Botschaft am angesprochenen Lesealter weit vorbei. Die vielen Anspielungen, die feine Ironie, die manchmal zum Sarkasmus wird und die oft sehr verkürzte Erzählweise, die manche Reaktionen der Protagonisten nicht nachvollziehen lässt, sind für junge Leser und Zuhörer nur schwer oder gar nicht einzuordnen. Da helfen auch die witzigen und überaus gelungenen Illustrationen nur bedingt, die mit ihrer hintersinnigen Bildsprache manche Situation leichter durchschaubar machen. Doch diese Bilder wenden sich eben nicht an all die älteren Leser mit dem notwendigen Hintergrundwissen, die Spaß an dieser Geschichte über die Gefahren der Leichtgläubigkeit haben könnten.
Angelika Rockenbach
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Lang lebe König Frosch!
Martin Baltscheit ; mit Bildern von SaBine Büchner
Dressler Verlag (2020)
104 Seiten : zahlreiche Illustrationen (farbig)
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 10