Wem geglaubt wird
Flüchtlinge sind das Lebensthema der Schriftstellerin Dina Nayeri (zuletzt: "Der undankbare Flüchtling", BP/mp 20/944), die als Kind mit ihrer iranischen Mutter in den USA Zuflucht fand. Warum ist es für Geflüchtete so schwer, die Geschichte ihrer Verfolgung glaubhaft zu machen? Die Autorin erzählt von Folteropfern und ihrer Odyssee durch den Behördendschungel, spricht mit Anwälten, Ärzten und Aktivisten, zitiert aus Verhörprotokollen in Asylverfahren. Auch ihre eigene Fluchtgeschichte, die ein persönliches Trauma hinterlassen hat, ihre Beziehungsprobleme, ihre Familiengeschichte und der Suizid ihres Schwagers, der an einer schizoiden Persönlichkeitsstörung litt, bilden einen zentralen Strang der Darstellung. In Überlegungen zum Problem der Glaubwürdigkeit fließen literarische (z.B. Kafka) und philosophische Bezüge ein. So entsteht eine wenig strukturierte Mixtur aus Tagebuch, erzählendem Sachbuch und psychologisch-soziologischem Essay. – Die Neuerscheinung dürfte in erster Linie Fans der Autorin ansprechen.
Johann Book
rezensiert für den Borromäusverein.
Wem geglaubt wird
Dina Nayeri ; aus dem Englischen von Yamin von Rauch
Kein & Aber (2023)
347 Seiten
fest geb.