Die Sonne hat Gesellschaft
In diesem schmalen Buch finden sich vierzehn Kurzgeschichten, die es in sich haben. Es geht um Menschen, die von ihren eigenen Geschichten, Erinnerungen und Nöten buchstäblich überwältigt werden und dabei doch immer die sie umgebende Realität glasklar wahrnehmen. Und genau das macht den sprachlichen Stil dieser Geschichten aus. Immer wieder wird das seelische Empfinden mit scheinbar unbedeutenden, ganz banalen Dingen in einen unglaublich suggestiven Zusammenhang gebracht. Während beispielsweise eine Frau seelisch fast zerbricht, wundert sie sich über einen merkwürdig geschmückten Christbaum unter ihrem Fenster. Oder ein Mann flüchtet vor seiner rechthaberischen Frau in den Wald. Seine Verzweiflung wird von Gedanken über Wölfe und Füchse durchbrochen, die möglicherweise im Wald umherstreifen. - Die Dänin Dorthe Nors hat schon einige Romane, Kurzgeschichten und Novellen geschrieben. Viele Geschichten werden die Leser/-innen etwas ratlos zurücklassen. Für alle, die Kurzgeschichten mögen, sich gern in andere Menschen und Realitäten einfühlen wollen und die Freude an einem eindringlich poetischen Sprachstil haben, sei dieses Buch gern empfohlen.
Barbara Nüsgen-Schäfer
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Sonne hat Gesellschaft
Dorthe Nors ; aus dem Dänischen von Frank Zuber
Kein & Aber (2020)
141 Seiten
fest geb.