Wohin kein Regen fällt

Als junger Mann muss Adham aus politischen Gründen aus seiner Heimat im Nahen Osten in den Westen fliehen. Gut zwei Jahrzehnte später kehrt er nach Hause zurück. In eine Welt, die sich einerseits verändert hat, die andererseits bei ihm alte Erinnerungen Wohin kein Regen fällt weckt. Und es wird für ihn nicht nur eine Reise zurück in die eigene Ursprungskultur. Die Begegnung mit seinen Angehörigen, mit ehemaligen Freunden und Leidensgenossen führt ihn auch zu einer Konfrontation mit seinem früheren Selbst: Was, wie war er damals; wie ist er heute; was hat das Leben im Exil aus ihm gemacht; wo fühlt er sich wirklich zuhause. - Der Roman des gebürtigen Jordaniers Amjad Nasser trägt unverkennbar viele autobiografische Züge: Auch er musste ins Exil fliehen. Als Journalist war er für palästinensische und arabische Medien tätig, als Dozent lehrte er Politikwissenschaft in Aden und veröffentlichte Romane und Gedichtbände. Was an seinem neusten Werk fasziniert, ist einerseits die Bearbeitung der Themen Exil und Heimat, Identität und Konfrontation von Kulturen. Beeindruckend ist vor allem seine Sprachgewalt: Sein Roman ist zum größten Teil ein innerer Monolog, der allerdings so lebendig geschrieben ist, dass er ab den ersten Zeilen in den Bann zieht. Nassers Sprache hat eine ungemeine Bandbreite: mal überaus poetisch, dann wieder voll leiser Ironie, mal drastisch, dann wieder humorvoll. Das stellt die Übersetzerin vor eine große Aufgabe. Doch Regina Karachouli hat diese mit Bravour gemeistert. Diesen Roman sollte man gelesen haben. Für alle Bestände sehr zu empfehlen.

Günter Bielemeier

Günter Bielemeier

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Wohin kein Regen fällt

Wohin kein Regen fällt

Amjad Nasser ; aus dem Arabischen von Regina Karachouli
Lenos Verlag (2020)

Lenos Babel
307 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 958418
ISBN 978-3-03925-001-1
9783039250011
ca. 24,80 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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