Das Buch vom Verschwinden

Die palästinensische Autorin Ibtisam Azem erzählt vom friedlichen Zusammenleben von Juden und Arabern in früheren Zeiten in Jaffa. Dieses endet jäh mit der Vertreibung der Palästinenser bei Gründung des Staates Israel. Ariel (Journalist) und Das Buch vom Verschwinden Alaa (Kameramann) gelingt es heute dennoch, im selben Haus zu wohnen und sich gut zu verstehen. Eines Tages geschieht das Unglaubliche: Alle Palästinenser sind plötzlich verschwunden - die Häftlinge aus den Zellen, die Busfahrer, die Arbeiterinnen von den Plantagen. Die Zeitungen werden nicht ausgetragen und allmählich wird die Abhängigkeit von den Palästinensern deutlich, obwohl offiziell das Verschwinden gefeiert wird. Wer ist dafür verantwortlich? Die Armee? Der Geheimdienst? Alle rätseln und finden keine Erklärung. Ariel muss als Korrespondent täglich aktuell über die Lage berichten. Auf der Suche nach seinem Freund Alaa betritt er dessen Wohnung und findet ein rotes Heft und liest, was Alaa geschrieben hat. Alaa notiert hier Geschichten um seine Großmutter Tata und deren Leben in früherer und heutiger Zeit im Umfeld der Nakba, der Vertreibung. Und Ariel macht sich fasziniert an eine Übersetzung des Heftes ins Hebräische. - Kein Unterhaltungsroman, sondern ein Buch, das Geschichte und Gesellschaft Israels und Palästinas zusammenführt. Trotz des ernsten Themas ein spannendes, interessantes Buch. Ein wichtiges Buch (bereits vor zehn Jahren erschienen), das auch heute noch kluge Gedanken in die aktuellen Diskussionen einbringt. Sehr empfohlen.

Wilfried Funke

Wilfried Funke

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Das Buch vom Verschwinden

Das Buch vom Verschwinden

Ibtisam Azem ; aus dem Arabischen von Joël László
Lenos Verlag (2023)

268 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 751986
ISBN 978-3-03925-027-1
9783039250271
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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