Das Ende der Arbeiterklasse
In diesen im Original bereits 2003 erschienenen persönlich gefärbten Lebenserinnerungen erzählt die ehemalige französische Kulturministerin Aurélie Fillipetti vom Schicksal italienischer Einwanderer in die Bergbauregionen Lothringens, letztlich die Geschichte ihrer eigenen Familie. In kurzen Kapiteln in ebenso kurzer, stakkato-artig schnell dahinstürmender Sprache erlebt der Leser einen Querschnitt der Geschichte der lothringischen Minen und Stahlindustrie, ihrer Arbeiter und dem Niedergang dieser Region und mit ihr der kommunistischen Partei und ihres Einflusses. Vor Mussolini geflohen, wähnen sich viele Italiener in Frankreich in Sicherheit, um dann vom Einmarsch deutscher Truppen umso härter überrascht zu werden, da die SS Arbeiter direkt aus den Grubenschächten abholt. Eingestreut in die Geschichte liefern Dokumente (wie z.B. die Stellungnahme der kommunistischen Gewerkschaft CGT zum französischen Atomprogramm) zusätzliche Informationen. Der Lebenslauf der Arbeiterkinder ist vorgezeichnet. Trotz hervorragender Begabung bleibt den meisten nur der Weg in die Gruben unter Tage oder früh zu heiraten. Dass dies auch anders geht, beweist der Weg der Autorin, die es schließlich bis in die höchsten kulturellen und politischen Kreise schafft. - Absolut lesenswert und für alle Büchereien sehr empfohlen. (Übers.: Angela Sanmann)
Wilfried Funke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Das Ende der Arbeiterklasse
Aurélie Filippetti
S. Fischer (2014)
186 S.
fest geb.