Über die Dummheit der Stunde
Europa und der Stier, wie sie aus der griechischen Mythologie bekannt sind, zieren den Umschlag von Olga Martynovas neuestem Buch. Dabei gibt es wohl keine treffendere Abbildung, die schon mitten hineinführt in das Thema, das Martynova in den hier versammelten Essays behandelt. Denn es geht um Europa. Und darum, was gerade geschieht - und zwar nicht nur in Europa, sondern überall auf der ganzen Welt. Martynova reist durch die Zeit, in die Sowjetunion der 80er Jahre, nach Jerusalem und St. Petersburg und sie hat die Literatur zahlreicher großer Schriftsteller im Gepäck. Ihre leitende Frage ist dabei, was diese Literatur überhaupt zur Analyse der gegenwärtigen Situation beitragen kann. Entstanden jedenfalls ist ein durchaus lesenswertes Buch, das sich mit Heimat und Herkunft ebenso beschäftigt wie mit Begegnungen und Identität. Für größere Bestände mit einem Schwerpunkt auf Zeitgeschichte zu empfehlen.
Fabian Brand
rezensiert für den Borromäusverein.
Über die Dummheit der Stunde
Olga Martynova
Fischer (2018)
299 S.
fest geb.