Van Gogh

Auch wenn die Autoren bisher in der Fachwelt nicht durch Veröffentlichungen zu Van Gogh und dem unmittelbaren Umfeld aufgefallen sind, ist mit der voluminösen biografischen Darstellung ein grandioser und überzeugender Wurf gelungen. Dass der über 1200 Seiten starke, auf Dünndruckpapier gedruckte Band sich trotz der Materialfülle so flüssig liest, ist der journalistischen Praxis und dem typisch von Film und Fernsehen geprägten US-amerikanischen Zugriff auf Hochkulturthemen zu danken. So liest sich das Leben van Goghs in seinen Einzelheiten wie ein gutes Filmexposé. Gut eingepasst sind auch die beiden auf Fotodruckpapier eingefügten Abbildungsteile - je für die frühen und die späteren Werke. Den Aufwand zum Erstellen einer so detailreichen Biografie ermisst der Leser allein schon an den sechs Druckseiten Danksagungen. Auch wenn eine tiefgründigere psychologische Durchleuchtung oder kunstwissenschaftliche Bewertung der Arbeiten van Goghs fehlt, weil sich die Autoren ganz auf das Leben des Künstlers konzentrieren, ist das Buch eine Hinführung auf die Werke. Vom Leben van Goghs, insbesondere auch zu den letzten Jahren in der psychiatrischen Anstalt und seinem Selbstmord, erfährt der Leser viel, sehr viel. Ein Epilog, der auf die Wirkung dieses Selbstmords eingeht, beschließt das in die drei großen Kapitel eingeteilte Werk (frühe Jahre, holländische Jahre, französische Jahre). Allerdings erfordert das Buch einigermaßen geduldige Leser und - gründlich gelesen - noch einen Internetanschluss, um den auf einer Webseite zugänglichen Apparat mit ausführlichen Fußnoten und Quellenangaben zu erschließen. Dass der deutsche Verlag für diese englischsprachigen Angaben keine Übersetzung vorlegen mochte, ist verständlich. Übrigens erscheint die preiswerte englische Paperback-Ausgabe Anfang 2013. Nur Bestände mit großem Kunst-Schwerpunkt werden wirklich, aber verlässlich glücklich mit dem dicken Band.