Azadi heißt Freiheit
Die Autorin ist eine bekannte indische Schriftstellerin (zul. "Das Ministerium des äußersten Glücks", BP/mp 17/972) und eine scharfzüngige Kritikerin der gegenwärtigen Regierung unter Ministerpräsident Modi, der 2019 unerwartet für eine zweite Amtszeit gewählt wurde. In zehn, zwischen 2018 und April 2021 entstandenen Essays prangert sie den immer radikaleren hinduistischen Nationalismus von Modi und seiner Partei an, der die indische Demokratie aushöhlt, die Muslime im eigenen Land zu vogelfreien Staatsfeinden macht und auch die Situation anderer Volksgruppen und Regionen (z.B. Kaschmir) in dem ethnisch bunten und vielsprachigen asiatischen Staat nahezu unerträglich macht. Der letzte Beitrag beschreibt Modis Versagen in der Corona-Pandemie. Für Roy ist ziviler Widerstand gegen diese unheilvolle Entwicklung der gesellschaftlichen Radikalisierung und Spaltung notwendig. Auch Literatur und Sprache können dazu einen Beitrag in einem Staat leisten, der die öffentliche Rede mehr und mehr monopolisiert. - Sehr lesenswert, wobei zu befürchten ist, dass sich nur relativ wenig Nutzende vertieft mit den politischen und gesellschaftlichen Zuständen Indiens auseinandersetzen wollen. Deshalb wohl nur für ausgebaute Bestände.
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.
Azadi heißt Freiheit
Arundhati Roy ; aus dem Englischen von Jan Wilm
S. Fischer (2021)
253 Seiten
fest geb.