Die gespaltene Republik

Nach dem Untergang des osmanischen Imperiums und einem nationalen Befreiungskrieg gründete Mustafa Kemal Atatürk am 29.10.1923 die Türkische Republik. Es folgte eine Kultur- und Modernisierungsrevolution von oben, die Staat und Gesellschaft nach Die gespaltene Republik westlichem Vorbild umformen sollten. Es entstand eine formale Demokratie, deren Instabilität aber zu längeren Phasen des Autoritarismus und zu mehreren Militärdiktaturen führte. Die Auseinandersetzungen zwischen kemalistisch-säkularen und islamistischen Kräften durchzieht die hundertjährige Geschichte des türkischen Nationalstaats. Der "Siegeszug der Frommen" Ende des letzten Jahrhunderts ermöglichte den Aufstieg Erdogans, der als konservativ-demokratischer Reformer begann und dann, verstärkt nach dem gescheiterten Putschversuch von 2016, die Republik in ein autoritäres Präsidialregime verwandelte. Der Osteuropa-Expertin und Journalistin Cigdem Akyol gelingt eine lebendige Darstellung der Zusammenhänge. Die Darstellung folgt der Chronologie, wird aber durch Geschichten, Einschätzungen und Stimmungsbildern von Wissenschaftlern, Journalisten und Zeitzeugen aufgelockert. Eingeschobene Hintergrundkapitel beleuchten spezifische strukturelle Probleme (Kurdenfrage, Kopftuchdebatte, Rolle des Militärs und der Religionsbehörde, ideologische Justiz, Literatur im Gefängnis). - Diese solide, aktuelle und kritische Einführung in die Geschichte der modernen Türkei kann allen Büchereien empfohlen werden.

Johann Book

Johann Book

rezensiert für den Borromäusverein.

Die gespaltene Republik

Die gespaltene Republik

Çigdem Akyol
S. Fischer (2023)

393 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 614323
ISBN 978-3-10-397138-5
9783103971385
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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