Der Morgen, als sie uns holten

Die Kriegsreporterin Janine di Giovanni bereist seit 20 Jahren die Krisenherde dieser Erde. Sie erzählt die Geschichte Syriens und berichtet von unabwendbaren Ereignissen wie dem Verfall des Osmanischen Reiches, Mandatsherrschaft und Unabhängigkeit, Der Morgen, als sie uns holten Putschen, der Machtergreifung Hafiz al-Assads, von der friedlich begonnenen Revolution und dem unvermeidlichen Bürgerkrieg. Giovannis Berichte von Einzelschicksalen muten surreal an, sind grausam und ergreifend. Sie interviewte Soldaten aller Fronten in Damaskus, Latakia, Homs und Aleppo. Sie traf sich immer wieder mit Zivilisten und schrieb ihre Geschichten von Leid, Hunger, Schmerzen, Missbrauch, Verfolgung und Folter auf. Viele vergewaltigte Frauen nahmen sich das Leben, weil sie geächtet waren. Ein friedliches Zusammenleben ist seit 2012 nicht mehr möglich. Inzwischen gibt es nicht einen Krieg zwischen Regime und Opposition, sondern jede Menge Stellvertreterkriege: Iran, die Saudis, die Türkei, Russland, USA, Türkei, Kurden, IS-Fundamentalisten, Al Kaida, wer immer will, darf in diesem Land kämpfen und morden. Deutschland hat Ähnliches im Dreißigjährigen Krieg erlebt und Jahrhunderte gebraucht, um sich davon zu erholen. Die Lektüre trifft den Leser ins Herz und lässt ihn in Hilflosigkeit zurück. Trotzdem muss man sich natürlich dieser Tatsache stellen.

Gudrun Schüler

Gudrun Schüler

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Morgen, als sie uns holten

Der Morgen, als sie uns holten

Janine di Giovanni
Fischer (2016)

250 S. : Kt.
fest geb.

MedienNr.: 586270
ISBN 978-3-10-397230-6
9783103972306
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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