Artur Lanz

Artur Lanz wirkt deplatziert auf der Parkbank, als Charlotte Winter ihn anspricht. Diese Bekanntschaft ist für die Pensionärin, die vom Alter her die Mutter des etwa 50-jährigen Mannes sein könnte, Auslöser für Recherchen über die Artus-Saga Artur Lanz und Gedanken zu unserer postheroischen Gesellschaft. Sie sehnt sich nach ritterlichem Heldenmut und starker Männlichkeit zurück. Ihr soziales Leben reduziert sich praktisch auf monatliche Drinks mit ihrer Jugendfreundin Lady und gelegentlichen kleinen Gesellschaften, wenn ihr Freund Adam mit seiner Frau Eva nach Hause einlädt. Als Arturs Freund Gerald nach einer rechtspopulistisch lesbaren Äußerung bei seinem Arbeitgeber in Misskredit gerät, stellt sich die streitbare Charlotte sofort auf Geralds Seite, seine Meinung frei und ohne Konsequenzen äußern zu dürfen. - Die bekannte Autorin legt einen provozierenden Thesenroman mit inhaltlichen Bezügen u. a. zu Houellebecq, Fontane, Brecht und Oswald Sprenger vor, dessen Ich-Erzählerin kaum zufällig Parallelen zu ihr selbst aufweist. Sprachlich routiniert liest er sich flüssig, inhaltlich bewirkt er - je nach politischem Standpunkt der Lesenden - Empörung oder zustimmendes Nicken, außer man läse ihn gänzlich ironisch. Auf jeden Fall passt der Roman in eine Zeit zunehmender Polarisierung und regt im besten Fall zum Nachdenken an.

Barbara Sckell

Barbara Sckell

rezensiert für den Borromäusverein.

Artur Lanz

Artur Lanz

Monika Maron
S. Fischer (2020)

219 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 602751
ISBN 978-3-10-397405-8
9783103974058
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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