In besserer Gesellschaft
Eines der grundlegenden Verhaltensmuster des Menschen ist die Unterscheidung der Mitmenschen in ein 'Wir' und die 'Anderen'. Es gehört wohl zu den Grundfunktionen des Gehirns, die Welt dabei gleichzeitig in 'Gut' und 'Böse' zu unterteilen. Diese Neigung zeigt Wiesböck in vielen Bereichen des menschlichen Zusammenlebens auf und sieht darin einen Mechanismus, das eigene Selbstwertgefühl zu stabilisieren. Ob es um den Geschlechter-Konflikt geht, um Zuwanderung oder um die Darstellung des eigenen Ichs in den Sozialen Medien - das Bedürfnis, sich über andere zu erheben, lauert überall. Dabei gibt es kaum Unterschiede zwischen linken und rechten Positionen. Die pauschale Beschimpfung von 'Reichen' oder von 'Politikern' unterscheidet sich in ihrer Undifferenziertheit kaum von Vorurteilen gegenüber Migranten, Arbeitslosen oder Frauen. Das Gebot der Stunde wäre, so Wiesböck, einander zuzuhören und sich Meinungen auf der Basis von Informationen zu erarbeiten. Das Buch ist auch für Normalbürger verständlich. Die sozialen und psychologischen Aspekte sind nachvollziehbar und die Einteilung ist übersichtlich. - Eine wichtige Lektüre angesichts einer mehr und mehr polarisierenden Streitkultur.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
In besserer Gesellschaft
Laura Wiesböck. Mit Ill. von Pia Wiesböck
K & S (2018)
207 S. : Ill.
fest geb.