Die Blütezeit der Miss Jean Brodie
Jean Brodie lehrt in einer Mädchenschule in Edinburgh bis kurz vor Ausbruch des Krieges in der Unterstufe. Brodie ist eine exzentrische, aber auch charismatische Lehrerin, die wegen ihrer unangepassten Methoden auffällt. Sie wählt ein halbes Dutzend Mädchen aus, denen sie ihre besondere Wertschätzung entgegenbringt. Aber sie benutzt und instrumentalisiert ihre Clique auch. Diese eigenwillige Lehrerin hält sich nicht an Lehrpläne; sie will die Mädchen auf ihre eigene Art erziehen. Bei der Vermittlung von Werten sieht sie nur ihre persönlichen Vorlieben in Sachen Kunst und Literatur, allerdings auch ihre Sympathie für den Faschismus. Sie will den sehr jungen Mädchen Einsichten ins Liebesleben vermitteln und erzählt von ihren eigenen Erfahrungen, ein Lehrerkollege ist, wie sich irgendwann herausstellt, ihr heimlicher Geliebter. Aus den diversen Andeutungen spinnen sich die Mädchen allerlei Begebenheiten und Abläufe bei den Zusammenkünften der beiden zurecht. - Der Roman, erstmals 1961 erschienen, hat die Autorin weithin bekannt gemacht. Eine erste deutsche Auflage gab es 1962. Für die damalige Zeit waren die sexuellen Anspielungen in der tragikomischen Geschichte sicher auffallend. Die Kritiken waren, wie auch bei anderen ihrer Werke, ambivalent. In einem Nachwort hat die schottische Autorin Candia Mc William allerdings das Werk gewürdigt und als einzigartig hervorgehoben. Ein Buch, das anspruchsvollen Lesern zu empfehlen ist. (Übers.: Andrea Ott)
Erwin Wieser
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Blütezeit der Miss Jean Brodie
Muriel Spark
Diogenes (2018)
230 S.
fest geb.