Sommerwasser

Mehrtägiger Regen bremst die Familien und Paare, die Holzhütten an einem schottischen See gemietet haben, in ihren Aktivitäten aus. Man hockt dicht auf dicht in den kleinen Häusern; manches Familienproblem schwappt nach oben, wenn Kinder ein Zimmer Sommerwasser teilen müssen oder Pubertierende sich körperlich nicht ausreichend betätigen können. Zwangsläufig schaut man häufiger als sonst, was die Nachbarn so treiben. Ein Stein des Anstoßes ist eine Familie wohl osteuropäischer Herkunft, die mit lauter Musik feiert. Das stört viele; ein Vater macht sich deshalb mit dem Töchterchen auf den Weg, um sie zu geringerer Lautstärke aufzufordern. Er wird herzlich aufgenommen und trinkt Bier mit ihnen; einige andere aus der Ferienkolonie folgen seinem Beispiel. Doch plötzlich bricht ein Brand in der Hütte aus. Alle versuchen mit den Feuerlöschern der Hütten das Feuer zu bekämpfen, auch die Feuerwehr rückt von weit her an. - Schweres Grau liegt über der Landschaft. Es drückt eindeutig aufs Gemüt, vermittelt die Autorin über viele Seiten, in denen sie die unterschiedlichen Verhaltensweisen akribisch schildert. Immer wieder lässt sie die leisen Vorwürfe und Vorurteile gegen die nicht-britischen Gäste aufflackern. Es wirkt schon ein wenig erstaunlich, wie schnell trotzdem beim Ausbruch des Feuers gehandelt wird. Das Buch ist das Gegenteil der beliebten heiteren Urlaubsromane und auf seine Art eine Hommage an die grandiose Natur Schottlands.

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Sommerwasser

Sommerwasser

Sarah Moss ; aus dem Englischen von Nicole Seifert
Unionsverlag (2023)

181 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 752077
ISBN 978-3-293-00609-6
9783293006096
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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