Mit dem letzten Schiff

Varian Fry (1918 - 1967), der Titelheld dieses bewegenden und informativen dokumentarischen Romans der bekannten Schweizer Autorin ist bis 1996 der einzige Amerikaner, der in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als "Gerechter unter den Völkern" geehrt wurde. Die Autorin beschreibt sehr detailliert und gestützt auf Zeitzeugen und andere authentische historische Quellen, wie Varian Fry 1940/41 mit einer kleinen Anzahl von Helfern von seinem Büro in Marseille aus unter schwierigsten Bedingungen und unter Einsatz seines Lebens die Flucht von ca. 2000 vom Nazi-Regime Verfolgten organisierte (darunter viele Künstler und Intellektuelle wie Walter Mehring, Franz Werfel, Lion Feuchtwanger, Golo Mann, Hannah Arendt, Andre Breton ...) - und zwar gegen den Widerstand der Behörden des Vichy-Regimes, aber auch gegen die Vorbehalte des amerikanischen State Departement, das "keinen ungeregelten Zulauf von jüdischen Künstlern und linken Intellektuellen" (S. 195) wünschte. 1941 wird er schließlich vom Chef der Marseiller Polizei als "unerwünschter Ausländer" (S. 205) ausgewiesen. Über das persönliche Schicksal Vrys hinaus erfährt der Leser sehr viel über die Umstände der faschistischen Deportationen aus dem Vichy-Frankreich. Tragischerweise erfährt dieser wahre Held der Menschlichkeit nach seiner Rückkehr in die USA keine Anerkennung, vielmehr schlagen ihm nur Misstrauen und Ablehnung entgegen. - Vor allem für historisch Interessierte sehr zu empfehlen!