Das Flirren am Horizont

Dieser schmale Roman ist mit dem Schweizer Literaturpreis 2014 ausgezeichnet worden. Die damit geweckte Neugierde stößt auf einen etwas pubertierenden 13-jährigen Buben. Der erzählt unspektakulär die traurige Geschichte seiner Familie, in der Das Flirren am Horizont eigentlich keiner echte soziale Fähigkeiten hat, sodass diese am Ende zerbricht. Augustin, dem Ich-Erzähler, fehlt die Zuneigung der Mutter. Diese emanzipiert sich mithilfe einer lesbischen Partnerschaft. Der sprachlose Vater, der nur die Arbeit kennt, will am Schluss angesichts der Zerstörung seiner Hühnerfarm und der gescheiterten Ehe nur mehr sterben. Zur eigenen Schwester und zu einer von den meisten gemiedenen Mitschülerin, die ihn liebt, kann der jugendliche "Held" keine Beziehung aufbauen. So wirken die Figuren wie der geistig behinderte Verwandte namens Rudy, der als Knecht auf dem Hof arbeitet, hilflos und gefangen in sich selbst. Ausdruck findet diese seelische Stimmung im Bild der ungewöhnlichen Dürre des Sommers. Selbstbewusst und unbekümmert ist lediglich Cécile dargestellt, die Augustin als sexuell aufreizend erlebt. Sie ist es, die ihm rücksichtslos die Mutter nimmt und als Eindringling die Familie zerstört. Sprache und Darstellung sind schlicht und geradlinig. (Übers.: Marlies Ruß)

Bernhard Grabmeyer

Bernhard Grabmeyer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Das Flirren am Horizont

Das Flirren am Horizont

Roland Buti
Nagel & Kimche (2014)

185 S.
fest geb.

MedienNr.: 408951
ISBN 978-3-312-00636-6
9783312006366
ca. 18,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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