Die graue Stadt
"Etwas stimmt mit dieser Stadt nicht, dachte Robin", und sie hat so recht. Alles in dieser Stadt, in die sie vor Kurzem gezogen ist, ist grau. Absichtlich sind alle Häuser grau gestrichen, es fahren nur graue Autos durch die Straßen und die Menschen tragen nur graue Kleidung. Das ist zu viel für Robin, die Farben über alles liebt. Trotzig trägt sie ihre knallgelbe Jacke jeden Tag in der Schule und handelt sich dafür tägliches Nachsitzen ein. Dabei lernt sie nicht nur die Philosophie dieser Stadt durch einen Lehrfilm kennen, sondern auch einen renitenten Jungen, der ganz wie Robin denkt. Beide wollen sich nicht der Doktrin der Grauwerke, die verantwortlich für diese farblose Welt sind, unterwerfen und schmieden einen abenteuerlichen Plan. - Das Buch setzt Motive wie Anpassung, Unterwerfung und Gleichheit durch die Idee der Entfernung von allen Farben um. Oberflächlich scheint dies auch zu gelingen, doch zeigt sich durch die Protagonistin, und nicht nur sie, dass dies nur kurzzeitig gelingt. Sie setzt mit ihrer Liebe zu Farben und ihrem Mut und Durchsetzungswillen einen Kontrapunkt und bringt die Dinge in Ordnung. Dabei spielt die Handlung an sich nicht die Hauptrolle, sondern die eindrückliche Illustration der Welt ohne Farben, also der Unterwerfung. Beeindruckend, wie Thorben Kuhlmann es schafft, mit feinem Pinselstrich und grau in grau seine großformatigen Bilder in Szene zu setzen. Am Ende des Buches findet sich noch eine kleine Farbtheorienlehre zum besseren Verstehen der Verfahren der Farbmischungen. Gerne empfohlen für Kinder ab 10 oder engagierte Eltern zum Vorlesen und Erklären.
Gerda Harprath
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die graue Stadt
Torben Kuhlmann
NordSüd (2023)
63 Seiten : farbig
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 10