Schwimmen muss man selbst
Die heute 43-jährige Moderatorin und Journalistin Pinar Atalay erzählt wie aus dem Arbeiterkind mit türkischen Wurzeln, aufgewachsen in einem ostwestfälisch-lippischen Dorf, die Journalistin und Moderatorin wurde, die den Deutschen zur besten Sendezeit einen guten Abend wünscht. Dabei geht sie überwiegend chronologisch vor und setzt thematische Schwerpunkte. Sie hinterfragt die Gründe für viele Hürden, die sie in ihrem Leben meistern musste und möchte mit den Antworten anderen Betroffenen helfen. So wäre ihr beruflicher Werdegang vermutlich ein anderer gewesen, wenn ihre Eltern sie nicht frühzeitig aufrichtig unterstützt hätten. Die Journalistin fordert alle Erwachsenen - Erziehungs- und Bildungsbeauftragte - auf, die Potenziale der Kinder nicht nur zu erkennen, sondern sich auch für diese einzusetzen. Auf diese Weise würde ihnen Mut und Selbstvertrauen zugesprochen, was für das Leben von elementarer Bedeutung sei. Unterstützung in ihrer Argumentation erhält die Autorin von ausgewählten Interview-Partner/-innen. So spricht sie beispielsweise mit ehemaligen Lehrer/-innen über ihre eigene Vergangenheit in der Schule und deren heutige Erfahrungen mit Kindern ähnlicher Herkunft. Aminata Touré (s. auch: „Wir können mehr sein“, in diesem Heft), einer Spitzenpolitikerin der Partei Bündnis 90/Die Grünen, stellt sie Fragen zu ihrer Kindheit in einer Flüchtlingsunterkunft. Und der Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, zu deren Lebensjahren in der DDR. Im Rahmen ihrer kurzweiligen Lebensgeschichte erfahren die Leser/-innen Informationen zu ihrem persönlichen, beruflichen Werdegang, der auch von Rassismus nicht verschont blieb. Pinar Atalay berichtet von ihren Kindheitserinnerungen, der Zeit danach und ihrem heutigen Erfolg. - Das Buch ist ein Mutmacher, ein Wegweiser. Gespickt mit ein wenig Genderpolitik und kulturellen Unterschieden in der heutigen Welt. Sehr gelungen und gerne empfohlen.
Anja Kuypers
rezensiert für den Borromäusverein.
Schwimmen muss man selbst
Pinar Atalay
Penguin Verlag (2021)
333 Seiten
fest geb.