Bittere Brunnen

Schon früh erkannte die junge Hertha, aufgewachsen in einer armen jüdischen Familie in Königsberg, die Unterschiede zwischen Arm und Reich. Da sie sich in ihrer Heimatstadt eingeengt fühlte, ging sie mit 18 Jahren, wie zuvor ihre ältere Schwester, Bittere Brunnen nach London, wo sie schon bald überzeugte Sozialistinnen wurden und auch den Marxismus kennenlernte, dessen Anhängerin sie Zeit ihres Lebens blieb. Die Autorin, mit der sie in späteren Jahren befreundet war und der sie in vielen Gesprächen zahlreiche Geschichten und Episoden ihres Lebens erzählte, verbindet diese zusammen mit Ergebnissen weiterer Recherchen zu einer lebendigen Lebensgeschichte und letztlich zu einer Geschichte des deutschen Kommunismus. In ihrem Mann Jacob Walcher, einem ebenfalls engagierten Kommunisten, fand Hertha einen Seelenverwandten, den sie in seiner Arbeit unterstützte, immer in der Hoffnung auf eine Revolution, die auch in Deutschland die Gesellschaft verändern würde. Sie mussten vor den Nazis fliehen, untertauchen, gingen zusammen nach Frankreich und in die USA ins Exil und kehrten schließlich nach Ostberlin zurück. Einige ihrer Weggefährten waren Clara Zetkin, Walther Ulbricht und viele Mitarbeiter der Komintern in Moskau, später auch Willy Brandt, dem sie jedoch nicht verziehen, dass er sich für Westdeutschland entschied. - Die mit dem Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse 2023 ausgezeichnete Biografie ist für größere Bestände mit einem entsprechend interessierten Publikum geeignet.

Julia Massenkeil-Kühn

Julia Massenkeil-Kühn

rezensiert für den Borromäusverein.

Bittere Brunnen

Bittere Brunnen

Regina Scheer
Penguin Verlag (2023)

697, [12] Seiten : Illustrationen
fest geb.

MedienNr.: 614841
ISBN 978-3-328-60208-8
9783328602088
ca. 30,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Bi
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