Das dunkle Land

Sofia 2008: Die junge Amerikanerin Alexandra ist kaum in der Hauptstadt Bulgariens angekommen, als sie nach einer kurzen Begegnung mit einem Fremden eine Tasche mit der Urne eines verstorbenen Musikers in ihrem Gepäck findet. Mithilfe des jungen Taxifahrers Bobby begibt sie sich auf eine abenteuerliche Suche quer durchs Land nach der Familie des Verstorbenen. - Grundsätzlich wird aus der Sicht Alexandras in der Personalform erzählt, anfänglich noch häufiger unterbrochen von ihren schmerzlichen Erinnerungen an den Verlust ihres Bruders. Auf der Suche nach den Angehörigen des genialen Violinisten Stoyan Lazarov begegnen ihr und Bobby immer mehr Menschen, die mit dem Verstorbenen verbunden sind und von sich selbst und ihm erzählen. Aber auch der Verstorbene selbst erzählt wie aus dem Off aus seinem Leben, von seiner Arbeit als Musiker und seiner großen Liebe. Konkret sind es aber seine Tagebuchaufzeichnungen, die in der Urne gefunden werden, und deren Inhalt einem Politiker gefährlich werden könnte, der alles daran setzt, an diesen zu gelangen. Diese Aufzeichnungen beinhalten gewiss die stärksten, bewegendsten Momente dieses Romans. - Elisabeth Kostova hat schon mit "Der Historiker" (nicht bespr.) und "Schwanendiebe" (BP/mp 10/381) internationale Bestseller gelandet. In diesem Roman ist es ihr ein Anliegen, den Leser mit auf die Reise in ein doch weitgehend unbekanntes und von daher "dunkles" Land und seine jüngere Geschichte zu nehmen. Es ist eine enorme stoffliche Fülle, die sie in Form dieses 700 Seiten starken, in sich stimmigen, gut konstruierten Schmökers mit großer Empathie und Erzählfreude bringt. Wer sich für Geschichten, für Geschichte interessiert und überhaupt neugierig ist, oder ganz einfach: wer gern liest, dem wird dieser Roman bestimmt nicht zu lang! Allen Büchereien zu empfehlen. (Übers.: Thomas Mohr)