Die Schwestern
Martha und Johanne machen in ihrem ostdeutschen Heimatort in einem Hotel Urlaub, in dem früher nur Westdeutsche und DDR-Größen beherbergt wurden. Während Johanne nur ausspannen will, hofft Martha ihrer persönlichen aber auch der politischen Vergangenheit nachzuspüren. Doch der innerfamiliäre Umgang miteinander ist ebenso wenig aufzubrechen wie die Strukturen des öffentlichen Lebens: Zwischen den Schwestern kommt es zum Eklat - und der einstige Stasi-Agent, der der Familie von Marthas Freundin Esther schon zu DDR-Zeiten schwer zusetzte, hat als ihr Chef immer noch Macht über Esther. Unter der Verwendung ostdeutscher Ausdrücke ("POS", "zuallerst") gelingt es Strittmatter in humorvoller, mit treffsicheren Bildern gewürzter Sprache ein realistisches Bild der einstigen und jetzigen Lebenssituation von Menschen in Ostdeutschland zu vermitteln. Die beiden Protagonistinnen spiegeln zwei unterschiedliche Charaktere wider: Die eine versteht die politische Wende als Chance ihr eigenes Denken und Handeln zu ändern, die andere verharrt im alten Lebensmuster. Ein Roman, der ostdeutsche lebensweltliche Wirklichkeit offenbart ohne zu (ver)urteilen.
Die Schwestern
Judka Strittmatter
Aufbau (2012)
280 S.
fest geb.