Die Mühen der Ebenen
Werner Hecht arbeitet die DDR-Zeit Brechts auf und bezieht dabei auch jüngst erst in den Archiven entdeckte Quellen ein, bietet aber keine Überraschung. Der kommunistische Dichter Brecht ist weder Staatsdichter noch Dissident und zugleich von beidem etwas. Die Erfahrung von 1951 mit dem "Herrnburger Bericht", einer festlichen Chorkantate zu den Weltfestspielen der Jugend in Ost-Berlin, wiederholte sich: Willkür und Starrsinn der Staatsfunktionäre mehr noch als ideologische Differenzen führten zu Verboten, Sanktionierungen und Verdächtigungen, denen Ehrungen (bspw. Nationalpreisträger, Internationaler Stalin-Friedenspreis) und Privilegien für den seit 1950 österreichischen Staatsbürger Brecht gegenüberstehen. - Hecht war zu Brechts Zeiten Mitarbeiter am Berliner Ensemble und leitete zudem 15 Jahre lang das Brecht Zentrum an der Ost-Berliner Chausseestraße. Seine (Teil-)Biografie Brechts ist durch Detailreichtum und eine sehr gelungene, souveräne Darstellung des Ineinanders von künstlerischen und gesellschaftlichen Prozessen sehr spannend geworden. Auch ohne die kritische Distanz, die eine unbefangene Aufarbeitung von Brechts Haltung zur DDR bewahrt - etwa zum Aufstand des 17. Juni - ist Werner Hechts Darstellung sachlich und präzise genug, um von ihr zu profitieren. Sehr empfohlen für Bestände mit biografischen und gesellschaftlich-zeithistorischen Schwerpunkten.
Helmut Krebs
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Mühen der Ebenen
Werner Hecht
Aufbau (2014)
362 S. : Ill.
fest geb.