Falladas letzte Liebe
Zum einen ist Hans Fallada der Held, um nicht zu sagen das Sujet von Michael Tötebergs neuem Buch: Erzählt wird die letzte Lebensstation des Schriftstellers im Berlin der unmittelbaren Nachkriegszeit. Geprägt ist sie durch seine Liebe zu Ulla Losch, mit der Fallada kurz vor Kriegsende eine zweite Ehe einging, ebenso wie durch fortgesetzten Drogenmissbrauch und die Zusammenarbeit mit Johannes R. Becher, der ihn mit dem Roman "Jeder stirbt für sich allein" beauftragt. Aber auch jenseits der Handlungsebene hat Töteberg, langjähriger Fallada-Herausgeber und seit 2019 Vorsitzender der Hans-Fallada-Gesellschaft, mit der genauen Schilderung literarischer Kreise von 1945-1947 ein Buch vorgelegt, das in der Milieu- und Figurenzeichnung sowie in der klaren, sachlichen und gut lesbaren Sprache Falladas Einfluss nicht verleugnen kann. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Töteberg Primärliteratur, vor allem Falladas Briefe, zu großen Teilen geschickt in den Roman montiert und seine eigene Sprache deren Duktus angepasst hat. - Geeignet für alle, die sich für ein Stück gut geschriebene und recherchierte Literaturgeschichte der unmittelbaren Nachkriegszeit interessieren, in der die Grenzen zwischen Ost- und Westdeutschland sowohl politisch wie kulturell noch nicht unüberwindbar waren.
Antonie Magen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Falladas letzte Liebe
Michael Töteberg
aufbau (2021)
335 Seiten
fest geb.