Sabrina

Die Sorge über den Verbleib Sabrinas und die spätere Gewissheit über ihren gewaltsamen Tod sind für ihren Freund Teddy kaum zu ertragen. Er findet Zuflucht bei Calvin, einem alten Schulfreund. Calvin betreut Teddy, was angesichts seiner eigenen Sabrina Probleme eine schwere Verantwortung bedeutet. Der Druck auf Teddy und auf Sabrinas Schwester wird noch durch die hysterische Berichterstattung der Sensationspresse erhöht. Teddy setzt sich zudem kruden Verschwörungstheorien aus. Seine Depression lässt es nicht zu, dass er Ideen für sein zukünftiges Leben entwickelt. Der Umgang mit einer schweren Krise ist das Thema dieser groß angelegten Graphic Novel. Die gleichförmigen Raster der Panels, die gedeckte Farbigkeit und der Verzicht auf mimische Differenzierung der Figuren scheinen im Widerspruch zu ihren traumatischen Erfahrungen zu stehen. Doch gerade dieser Mangel an Bewegtheit wirft den Leser auf seine eigene Imaginationskraft zurück und bewirkt ein starkes emotionales Engagement. Die unvermittelte Einblendung der Verschwörungsnachrichten und der Hasskommentare ist ein weiteres, sehr verstörendes Moment. Umso stärker empfindet man das Band zwischen Teddy und Calvin: die unhinterfragte, spontane Hilfe, die Calvin seinem Mitbewohner gewährt, ist eine große menschliche Geste, die umso glaubhafter wirkt, weil sie nicht reflektiert wird. Der Hoffnungsschimmer, der gegen Ende der Ezählung für beide Männer aufblitzt, erlaubt einen überraschenden Ausblick auf eine Normalisierung ihres alltäglichen Lebens.

Dominique Moldehn

Dominique Moldehn

rezensiert für den Borromäusverein.

Sabrina

Sabrina

Nick Drnaso ; aus dem Amerikanischen von Karen Köhler und [einem weiteren]
Blumenbar (2019)

203 Seiten : farbig
fest geb.

MedienNr.: 600209
ISBN 978-3-351-05071-9
9783351050719
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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