Meine Schwester, die Serienmörderin
Der vorliegende Roman ist vor allem im englischsprachigen Raum fast schon frenetisch als "fiebrig heiß", "böse funkelnd", "abgründig" und "beiläufig feministisch" gefeiert worden, ist ein Nummer-1-Sunday-Times-Bestseller und wird auch hierzulande begeistert aufgenommen. Vordergründig mag er sich als schwarze Komödie entfalten: Die umwerfend schöne Ayoola hat die Angewohnheit, in Stresssituationen ihren jeweiligen Liebhaber bzw. Freund umzubringen. Ihre ältere Schwester Korede muss ihr dann helfen, die Leichen bzw. Spuren verschwinden zu lassen. Sie ist Krankenschwester, pragmatisch, zupackend und, tja, ziemlich unattraktiv. Ihre Liebe gilt Tade, einem Arzt, mit dem sie zusammenarbeitet. Mit Entsetzen und einigem Frust muss sie mit ansehen, wie sich Tade in Ayoola verliebt. Wie soll sie sich nun verhalten, wie ihn warnen, ohne ihre Schwester zu verraten? - In kurzen Kapiteln und mit viel trockenem, lakonischen Witz erzählt Korede in der Ich-Form diese Geschichte, deren Stärke eher in ihrer Hintergründigkeit liegt: Die Kindheit wird von einem grausamen Vater dominiert, die Schwestern müssen zusammenhalten, Ayoolas Schönheit täuscht (fast!) alle über ihr psychotisches Verhalten hinweg und man erfährt viel über das heutige Afrika, das gesellschaftspolitisch zwischen Tradition und Moderne schwankt. Ein temporeicher, unterhaltsamer, sehr empfehlenswerter Roman!
Barbara Nüsgen-Schäfer
rezensiert für den Borromäusverein.
Meine Schwester, die Serienmörderin
Oyinkan Braithwaite ; aus dem Englischen von Yasemin Dinçer
Blumenbar (2020)
239 Seiten
fest geb.