Geschichte der Unordnung
Simons Kindheit im Hamburg der 1980er Jahre ist idyllisch. Seine Eltern sind überzeugte Anthroposophen und lassen Simon und seinen Geschwistern allen Freiraum. Doch mit dem Unfalltod des Vaters ändert sich für Simon, der seinen Vater sehr bewundert hat, alles. Die Mutter versinkt selbst in ihrer Trauer und vernachlässigt darüber die Kinder und den Haushalt. Simon rebelliert, indem er kaum noch zu Hause ist und bei den Eltern seiner Freunde emotionalen Ersatz sucht. Je älter er wird, desto ausgeprägter wird seine soziale Phobie zu werden. Lieber ergreift er zuerst die Flucht vor jeglicher Bindung, trinkt, nimmt Drogen und zieht schließlich nach Berlin, um dort Anerkennung als Schriftsteller zu bekommen. Erst mit 40 Jahren erschüttert ihn der Beinahe-Tod einer Bekannten wieder so stark, dass er sich seine Ängste endlich eingesteht und Hilfe sucht. - Der Roman mit autobiographischem Bezug schildert sprachgewandt, mit viel Witz, aber auch wachsender Beklemmung den Werdegang eines Menschen, der in früher Kindheit schon einen schweren Verlust erleiden musste und danach keinen Halt mehr findet, um das Geschehene aufzuarbeiten. Ein lesenswertes Buch darüber, wie die Ängste ein Leben beherrschen und zerstören können, wenn Betroffene keine Hilfe bekommen oder annehmen wollen. Gerne empfohlen!
Stefanie Simon
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Geschichte der Unordnung
Simon Elson
Blumenbar (2024)
189 Seiten
fest geb.