Cristóbal oder die Reise nach Indien

Lissabon ist der Ausgangspunkt für die Brüder Columbus bei ihrer Verwirklichung der Vision eines Seewegs nach Indien. Aus der Sicht des jüngeren und weniger bekannten Bartolomeo als Ich-Erzähler wird der Alltag gegen Ende des 15. Jh. in dieser Cristóbal oder die Reise nach Indien bedeutenden Seefahrerstadt am Atlantik aufgerollt. Bartolomeo sieht sich selbst als im Schatten des bedeutenden Cristóbol stehend, immer von ihm abhängig und bereit, den Älteren zu unterstützen. Bartolomeo arbeitet zunächst in der Werkstatt eines Kartographen, wo die Küstenlinien immer wieder von den zurückkehrenden Entdeckern korrigiert werden. Lissabon bietet dem Jugendlichen und allen anderen Arbeit und Auskommen, lässt Träume entstehen und Wissen verbreiten. Hier leben Männer vieler Völker, Religionen und Länder unter der Herrschaft eines mächtigen und willkürlichen Königs. Der Autor stellt den inzwischen altgewordenen Bartolomeo in den Mittelpunkt, wie er seine vielseitigen Erlebnisse, einschließlich der vielen Grausamkeiten, die nicht nur den Indianern angetan wurden, dem kritischen Dominikaner Bartolomeo de las Casas berichtet. Und es ist wie eine Beichte von Taten, die nicht zu verhindern waren, denn der Lauf der Geschichte war vorgegeben. So gelingt es, die entscheidenden Jahre und Umstände, die zu der Entdeckung der Neuen Welt geführt haben, aus der Sicht eines seiner Protagonisten darzustellen, ohne auf Details zu verzichten, ohne zu bewerten oder zu urteilen. - Ein anregender historischer Roman, der die männlich dominierte Zeit der Eroberungen widerspiegelt.

Lili Aignesberger

Lili Aignesberger

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Cristóbal oder die Reise nach Indien

Cristóbal oder die Reise nach Indien

Erik Orsenna
Beck (2012)

318 S. : Kt.
fest geb.

MedienNr.: 359365
ISBN 978-3-406-63008-8
9783406630088
ca. 19,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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