Heinrich VIII.
Sabine Appel entwickelt in dieser spannend erzählten, beinahe romanhaften Biografie ein ungewohntes Bild des englischen Königs Heinrich VIII., der meist nur auf seine Rolle als gewalttätiger, rücksichtsloser und liebestoller Monarch reduziert wird. Detailliert und einfühlsam spürt sie dem widersprüchlichen, differenzierten Charakter dieses charismatischen, intelligenten und sehr gebildeten Menschen nach und entschlüsselt so die Ursachen für sein ambivalentes Verhalten. Sein politisches und moralisches Handeln wurzelt nach Meinung der Autorin in der Sorge um den Fortbestand der Tudor-Dynastie, die sich bei ihm zu der zwanghaften Vorstellung hochschaukelt, von Gott verdammt zu sein, da dieser ihm keinen männlichen Erben ermöglicht. Diese fatale Überzeugung, gepaart mit tiefen Gewissenskonflikten, bewirkte sowohl seine verhängnisvollen Eheschließungen (sechs Ehefrauen, von denen er zwei hinrichten ließ) als auch seine brutale Vorgehensweise gegen alle, die sich seinen Ansichten und seinem Herrschaftsanspruch widersetzten (u.a. Thomas Morus). In einer Zeit komplizierter politischer Verflechtungen, intellektueller Auseinandersetzungen und religiöser Umbrüche verkörpert Heinrich VIII. beispielhaft Zögerlichkeit und Aktionismus, Kompromisslosigkeit und Reformbereitschaft. - Geschichtliches Lesevergnügen für alle!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Heinrich VIII.
Sabine Appel
Beck (2012)
Beck'sche Reihe ; 6056
318 S. : Ill.
kt.