Verdecktes Gelände
Der 1972 in München geborene Nico Bleutge hat sich bereits mit den Lyrikbänden "klare konturen" (2006) und "fallstreifen" (2008) einen Namen in der literarischen Welt gemacht. Der neue Band trägt den Titel "verdecktes gelände". Auch das ist ein poetisches Programm: Was sehen wir von den Dingen, wenn sie in rhythmisch gegliederte, bedeutungsdichte Sprache kommen? Etwa vom Farnkraut, vom "einsinkenden schnee", vom Meer im Winter? Hier nimmt Nico Bleutge seinen lyrischen Anlauf: Ein "Phänomenologe des Sehens" (Sebastian Kleinschmidt), der die Dinge im Augenblick der Wahrnehmung ins Wort bannt, der ihre Spuren aufzeichnet, die sich in Lauten, Stimmen, Erinnerungen erhalten haben, und der versucht, das Wahre der Wahrnehmung zu erkennen. Die Gedichte schaffen so eine "neue verbindung / von lauten und grenzen nah am vergessen, nah am berühren". Und auf diese Weise versteht Nico Bleutge das Gedicht als Wahrnehmungsinstrument. Auf ihm können auch fremde Stimmen spielen (sie sind als kursiv gesetzte Verse eingebaut und stammen von T.S. Eliot, Thomas Kling u.a.). Ruhig ist der Ton dieser Gedichte, gelassen ihr Atem, tiefschürfend ihr Wissen. Nico Bleutge macht die Sprache zum freundlichen Nachbarn der Dinge. Und setzt dadurch Leuchtpunkte des Erkennens. Selten kann man Landschaften in - sprachlicher - Bewegung so intensiv beobachten wie in diesen Gedichten. Langsames Lesen vorausgesetzt. - Größeren Beständen empfohlen.
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Verdecktes Gelände
Nico Bleutge
Beck (2013)
71 S.
fest geb.