Die Welt regieren
Thema des Buches ist eine Geschichte des Internationalismus, der Herausbildung übernationaler politischer Strukturen zur Konfliktvermeidung und Friedenssicherung während der letzten 200 Jahre. Beginnend mit dem Wiener Kongress waren das 19. und 20.
Jahrhundert geprägt von einem spannungsvollen Verhältnis mächtiger Nationalstaaten mit divergierenden Interessen. Die jeweiligen Hegemonialmächte schufen dabei aus politischem Kalkül Organisationen wie den Völkerbund oder die UNO, die sie teils stärkten, teils aber auch in deren Ohnmacht verkommen ließen. Heute wird die Welt bestimmt von einem ganzen Geflecht supranationaler Strukturen, deren ausufernde Bürokratie oft ein Eigenleben führt und die nicht unbedingt ideellen Zielen oder den Bürgern dienen. Der britische, in den USA lehrende Zeithistoriker Mazower stellt diese Entwicklung detailliert und gespickt mit vielen Belegen, Querverbindungen, eigenen Bewertungen und gelegentlichen Polemiken dar. Er schreibt aus europäisch-nordamerikanischer Perspektive und steht dem Internationalismus, den er heute letztlich als gescheitert ansieht, insgesamt eher skeptisch gegenüber. LeserInnen, die den umfangreichen und komplexen Darstellungen folgen wollen, benötigen Ausdauer und eine hohe Konzentration. - Ein anspruchsvolles Sachbuch nur für ausgebaute Bestände.
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.

Die Welt regieren
Mark Mazower
Beck (2013)
464 S.
fest geb.