Sungs Laden
Dass ausgerechnet ihre Holzmarionette eine kleine Revolution am Prenzlauer Berg auslösen würde, hätte Hien niemals gedacht. Die ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiterin hatte bei einer interkulturellen Veranstaltung an der Grundschule ihres Enkels mit dieser Holzpuppe die bewegte Geschichte Vietnams erzählt. Lehrer, Kinder und Eltern waren so begeistert von der Aufführung, dass sie die Vietnamesen plötzlich mit neuen Augen sahen. Ihr Sohn Sung erlebt staunend, dass plötzlich sein Gemischtwarenladen floriert, die Holzmarionetten werden Kult und Kegelhüte modern, Bambusbrücken schwingen sich von Dach zu Dach, Vietnamesen lernen mit Hien Deutsch und Deutsche mit ihr Vietnamesisch, selbst die Mitarbeiter des Bezirksamtes entdecken ihre Freundlichkeit. Der Prenzlauer Berg sprüht vor guter Laune, und Höhepunkt ist die Aufführung eines vietnamesischen Wassertheaters in einem Ententeich. Rückblicke auf die Geschichte von Sungs Vorfahren vervollständigen diesen abwechslungsreich, erfrischend und humorvoll erzählten Debütroman der Autorin, der in einer leicht märchenhaften Utopie zeigt, wie einfach sich ein gelungenes Miteinander von Kulturen erreichen lässt. Ein großes Lesevergnügen!
Gudrun Eckl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Sungs Laden
Karin Kalisa
Beck (2015)
249 S.
fest geb.
Auszeichnung: Roman des Monats