Mainstream
Uwe Krüger, Wissenschaftler der Abteilung Journalistik an der Uni Leipzig, untersucht die Gründe für die gegenwärtige Vertrauenskrise der großen, meinungsbildenden Medien in Deutschland. In allgemein verständlichen, nachvollziehbaren Schritten beschreibt er zunächst die veränderten Arbeitsbedingungen in den Redaktionen: Bei sich veränderndem Mediennutzungsverhalten und entsprechend niedrigerer Auflage bzw. Quote fehlen oftmals Zeit und Personal für die eigene Recherche. Statt dessen greife das Phänomen des "Indexing" um sich, d.h. bei großen Debatten neige sich der einzelne Journalist den am häufigsten genannten Meinungen und Argumenten zu und verstärke diese. Darüber hinaus betrachtet der Autor die soziale Herkunft jüngerer Journalisten, die zu zwei Dritteln aus abgesicherten Angestellten- und Beamtenhaushalten stammten. Die in den Medien vermittelte Sicht auf die Welt sei entsprechend eng, sie lasse ganze Schichten und Milieus (Migranten, Hartz-IV-Bezieher usw.) tendenziell außer Acht und spiegele vorrangig die herrschenden Eliten. Ebenso detailliert wie kritisch widmet sich Krüger der Mitarbeit führender Journalisten bei transatlantischen Think Tanks. Auf diese Weise sei die US-amerikanische Perspektive auf internationale Themen in den deutschen Medien stark überrepräsentiert. - Das Buch liefert einen klugen Debattenbeitrag zur gegenwärtigen Medienkrise, der gleichzeitig den plakativen Vorwürfen von Rechts ("Lügenpresse", "Systemmedien") differenzierend entgegenwirkt.
Thomas Völkner
rezensiert für den Borromäusverein.
Mainstream
Uwe Krüger
Beck (2016)
C.H. Beck Paperback ; 6232
170 S.
kt.