Das letzte Rennen
Kaspar bezeichnet sich selbst als eine "verwöhnte Bratze". Sein Vater ist mit Patenten reich geworden und hat es nicht mehr nötig zu arbeiten. Die Leidenschaft des Vaters gilt seiner Herde altösterreichischer Pferde, mit denen er an Kutschfahr-Wettbewerben teilnehmen will. Kaspar dagegen studiert ziellos vor sich hin und leidet an seiner Planlosigkeit. Nach einer gemeinsamen Kutschfahrt wachen sie beide auf der Intensivstation auf. Mit dem Kutschenunfall kommt ein neuer Ton in den Roman. Vorher wurde in witzig-satirischer Sprache und vielen Abschweifungen erzählt, jetzt kommt schwarzer Humor hinzu, was toll ist. Als Kaspar erfährt, dass ihm beiden Arme amputiert wurden, denkt er zuerst an ein altes Spiel, das er immer mit seiner Mutter gespielt hatte: Was wäre dir lieber? Blind oder taub? Ohne Arme oder ohne Beine? Den behandelnden Arzt fragt er, wo seine Hände geblieben seien. "Geschreddert oder vergraben", lautet die mitleidlose Auskunft. Später bekommt Kaspar Elektroarme mit Silikonüberzug, und er greift seine Idee, ein Pferdetherapiezentrum für Behinderte einzurichten, wieder auf. Während es bei ihm aufwärts geht, zeichnet sich bei seinem Vater eine beginnende Demenz ab. - Marjana Gaponenkos pferdenärrischer Roman ist nicht so stark wie "Wer ist Martha?" (BP/mp 12/863), ist aber als Ergänzung möglich.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Das letzte Rennen
Marjana Gaponenko
Beck (2016)
265 S.
fest geb.