Hitlers amerikanisches Vorbild
Der Autor, einer der profiliertesten Rechtshistoriker der USA, macht aufgrund zahlreicher Quellen deutlich, dass die nationalsozialistischen antisemitischen Rassengesetze von 1935 ("Nürnberger Gesetze") Vorbilder in der US-amerikanischen Rassentrennung (Segregationsgesetz: Verbot bzw. Auflösung von Mischehen, getrennte Schulen, Zugabteile, Toiletten usw.) sowie in der Einwanderungspolitik (Immigrationsgesetze: 1790 - nur "freie Weiße"; 1870 - Einreiseverbot für Asiaten; 1924 - Bevorzugung nordischer Rassen) hatten. Deutlich wird dies bereits in der 1933 erstellten Preußischen Denkschrift, dem Programmentwurf zur Rassengesetzgebung, offen tritt dies im erhaltenen Protokoll einer Tagung (5.6.1934) führender NS-Juristen zu Tage, in der die Nürnberger Gesetze vorbereitet wurden. Die Entrechtung der Juden war ja unumstritten, bei der Frage nach dem "Wie" orientierte man sich an den US-Rassegesetzen, die erprobtes Anschauungsmaterial boten. - Grundsätzlich ist zu betonen, dass es in Whitmans Buch nur um die Entstehung der Rassengesetze geht, nicht um Deportation, Holocaust und Völkermord; er relativiert in keiner Weise die verbrecherische Politik des NS-Regimes. Allgemein sehr zu empfehlen!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Hitlers amerikanisches Vorbild
James Q. Whitman
Beck (2018)
248 S. : Ill., graph. Darst.
fest geb.