Werte und Mächte
Der renommierte Historiker legt mit diesem Buch zum einen eine kompakte Zusammenfassung seines vierbändigen Bestsellers "Geschichte des Westens" vor, zum anderen erweitert er seine Darlegungen, indem er den Fokus auf aktuelle Entwicklungen legt. Dabei konzentriert er sich v.a. auf die USA, Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland. In 10 Großkapiteln spannt er u.a. den Bogen von der Antike über den Kampf um Menschenrechte und Reformen in Amerika und Europa, die Entstehung der Nationalstaaten und Kolonialimperien, über beide Weltkriege und ihre Folgen, Stalinismus und Nationalsozialismus, das Zusammenwachsen Europas, den Kalten Krieg und seine Auflösung, über Terroranschläge, die Weltfinanzkrise bis hin zu Migration, das Anwachsen des Populismus und den Brexit. Anschaulich und verständlich erläutert Winkler, dass die Geschichte der "modernen" westlichen Welt trotz ihres politischen Grundkonsens (Menschenrechte, Gewaltenteilung, Volkssouveränität) keine geradlinige, stets prinzipientreue Entwicklung darstellt, sondern widersprüchlich, konfliktreich, egoistisch und inkonsequent verlaufen ist und es noch tut. Doch "wenn Europäer und Amerikaner Kontroversen über grundsätzliche Fragen ausfochten, war dies fast immer ein Disput über unterschiedliche Auslegungen gemeinsamer Werte". Ob diese gemeinsame Wertebasis auch in Zeiten von "Hyperglobalisierung", digitaler Revolution, Populismus und Antipluralismus tragfähig bleibt, entscheiden - so der Autor - nicht die potentiellen Gegner des Westens, sondern die Staaten und ihre Bürger, die sich den demokratischen, liberalen und pluralistischen Normen verpflichtet fühlen. - Großartig! Für Leser/-innen mit vertieftem Interesse.
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Werte und Mächte
Heinrich August Winkler
C.H.Beck (2019)
968 Seiten
fest geb.