Diagnose: Judenhass

Die Autoren, beide beruflich mit dem Thema Antisemitismus durch ihre Arbeit in der KZ Gedenkstätte Dachau und in der Dachauer Redaktion der Süddeutschen Zeitung verbunden, sind kreuz und quer durch Deutschland gereist und zeigen in Reportagen, Interviews Diagnose: Judenhass und Gesprächen auf, dass der Antisemitismus in Deutschland nach 1945 nicht verschwunden ist, sondern zurzeit wieder zunimmt und, tief in der Gesellschaft verwurzelt, immer neue gewalttätige Ausmaße annimmt, wie Brandanschläge auf Synagogen etc. bezeugen. Rassismus und Antisemitismus finden sich überall und in großen Teilen der Bevölkerung - nicht nur in der rechtsextremistischen Szene, sondern auch unter Muslimen und unter Menschen, die in puncto Israel einen gegensätzlichen Standpunkt beziehen. Insgesamt aber ist Antisemitismus in der bürgerlichen Mitte verankert, der in Witzen, stupiden Klischeevorstellungen oder Schulterzucken im Alltag bei Übergriffen o.ä. sichtbar wird. Zudem gibt es offenbar eine Rechtsprechung, die dem Thema Judenhass und seinen Auswüchsen nicht immer Rechnung trägt. Verharmlosung und Wegsehen sind in der Gesellschaft nach wie vor verbreitet. Die Interviews mit Juden und Jüdinnen zeigen, dass Antisemitismus tief verwurzelt ist, uns aber alle angeht. Die geballte Ladung an Informationen macht betroffen und sollte jeden aufrütteln. Mit seinem brisanten Inhalt ist dieses Buch wichtig für jede Bücherei. Breit empfohlen.

Annemarie Schreibert

Annemarie Schreibert

rezensiert für den Borromäusverein.

Diagnose: Judenhass

Diagnose: Judenhass

Eva Gruberová, Helmut Zeller
C.H.Beck (2021)

277 Seiten : Illustrationen
kt.

MedienNr.: 604324
ISBN 978-3-406-75589-7
9783406755897
ca. 16,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: So
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