Anne Frank

Sachlich und klar schildert der Autor, Historiker und Direktor des Anne-Frank-Hauses in Amsterdam, Annes Kindheit in einer liberalen jüdischen Familie in Frankfurt, die in den Sog der politischen wie wirtschaftlichen Instabilität gegen Ende der Weimarer Republik und der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten gezogen wird. Bietet das Exil in Amsterdam anfangs noch einigermaßen Sicherheit, so ist die Familie wie die gesamte jüdische Gemeinde nach der deutschen Besetzung harten Restriktionen - u.a. Schul- und Berufsverbot, Diskriminierung, Deportation - ausgesetzt. Die Familie taucht unter und lebt unter sehr beengten Verhältnissen versteckt in dem Haus, das heute Teil des Anne-Frank-Hauses ist. Hier beginnt Anne an ihrem 13. Geburtstag ihr Tagebuch (12.06.1942), ihre Aufzeichnungen enden am 04.08.1944 (Tag der Verhaftung), wobei jedoch die Einträge vom 05.12.42 - 22.12.1943 verloren gegangen sind. Gestützt auf diese Niederschriften, die das Denken und Fühlen des jungen Mädchens widerspiegeln, aber auch konkrete Sorgen und Widrigkeiten aussprechen, sowie auf Aussagen von Zeitzeugen zeichnet Leopold das Leben im Versteck wie auch die letzten Lebensmonate in den Konzentrationslagern Auschwitz (Tod der Mutter) und Bergen-Belsen (Tod Annes und ihrer Schwester) nach. Der einzig Überlebende der Familie, Annes Vater Otto Frank, sieht seine Aufgabe in der Veröffentlichung des Tagebuchs (gerettet von Miep Gies) und anderer Schriften Annes. Exakt beleuchtet der Autor die verschiedenen Tagebuchfassungen und betont die große Bedeutung der Bühnen- und Filmadaption, die maßgeblich als Grund für die bis heute andauernde Wirkungsgeschichte Anne Franks zu sehen sind. - Sehr zu empfehlen!