Der Garten des Blinden

Der sechzigjährige Pakistani Rohan ist ein zutiefst gläubiger, aber nicht radikaler Muslim. Durch seine Prinzipien verstört er jedoch seine liberaler denkenden Familienmitglieder immer wieder. Der Sohn Jeo, ein angehender Arzt, achtet den Vater, Der Garten des Blinden sagt ihm aber trotzdem nicht, dass er nach Afghanistan will, um verwundeten Kämpfern zu helfen. Der Adoptivsohn Mikal will Jeo nicht allein lassen und geht mit ihm. Im Grenzgebiet fallen Jeo und Mikal jedoch einem Warlord in die Hände, für viel Geld werden sie den Amerikanern ausgeliefert. Dabei kommt es zu einem Kampf, bei dem Jeo getötet wird. Mikal wird jetzt von den Amerikanern über Wochen übel misshandelt. Sie erhoffen sich Informationen über Talibankämpfer, die er aber nicht hat. Er schafft es zu fliehen, tötet aber dabei zwei Militärpolizisten und wird deshalb gesucht. - Die Hauptfiguren dieses eindrucksvollen Romans sind bestrebt, in diesen schweren Zeiten das Richtige zu tun. Das ist aber unter den gegebenen Umständen kaum möglich. Allein die zumeist starren Glaubensregeln und -rituale pressen die Menschen in eine Spirale von Ohnmacht und Gewalt. Dazu kommt die allgegenwärtige Korruption als Teil des Lebens. Der pakistanische Autor hat die Gegebenheiten sowohl in grausamen Szenen als auch immer wieder in poetischen Bildern beschrieben. Der Roman ist verstörend, einfühlsam, auch düster und immer beeindruckend. Sehr empfohlen. (Übers.: Bernhard Robben)

Erwin Wieser

Erwin Wieser

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Garten des Blinden

Der Garten des Blinden

Nadeem Aslam
Dt. Verl.-Anst. (2014)

429 S.
fest geb.

MedienNr.: 576951
ISBN 978-3-421-04588-1
9783421045881
ca. 22,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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